Es gibt gute und schlechte Menschen. Das war schon immer so und wird wohl auch immer so sein. Und mal ehrlich: Wer von uns ist schon immer durch und durch gut? Oft sind wir uns selbst dann doch am nächsten. Aber dann gibt es noch diese gewissen kleinen Gesten der Nettigkeit. Die führen einem dann vor Augen, dass es offenbar doch noch das Gute im Menschen gibt. Zu dieser Erkenntnis bin ich an diesem Wochenende selbst gekommen. Wie es dazu kam, erzähle ich euch…
Ob man nun der alten Dame über die Straße hilft oder im Bus den Sitzplatz an einen älteren Herrn abtritt — nette Gesten sind immer eine schöne Eigenschaft. Aber selbstverständlich ist das heutzutage für viele leider nicht. Wenn euch die Kassiererin zu viel Geld zurück gibt, wärt ihr dann so ehrlich und weist sie darauf hin? Oder würdet ihr stillschweigend mit dem Geld die Biege machen? Ich denke, dass sich da die Geister scheiden. Jeder so wie er es mit sich selbst vereinbaren kann… oder aber auch nicht.
Die meisten Malheure passieren im Alltag. So wie bei mir am Freitag, als ich vor dem Start ins Wochenende noch einen Abstecher in den Supermarkt gemacht habe. Wie man das halt so macht, habe ich an der Kasse bezahlt und bin dann schnurstracks zum Auto, habe die Einkäufe in eine Tasche im Kofferraum gepackt, den Einkaufswagen zurück gebracht und nach Hause gefahren. Alles tutti. Aber ich hatte ja keine Ahnung.
Ey Mann, wo ist mein Portmonee?
Am Samstagvormittag wollte ich dann nochmal in die Stadt, um ein paar weitere Besorgungen zu machen. Besorgungen die Geld kosten. Und was braucht man dafür? Richtig, das Portmonee. Es gibt eigentlich nur zwei Orte, an denen ich mein Portmonee immer ablege, wenn ich heimkomme: Aufs Sideboard im Wohnzimmer oder in meine Arbeitstasche. Allerdings war es an keiner dieser beiden Stellen. Verdutzt und leicht panisch habe ich dann alle Ecken in meiner Wohnung abgesucht. Zu guter Letzt habe ich dann jeden Ritze meines Autos abgeklappert, wo ich es in guter Hoffnung noch vermutet hatte. Fehlanzeige! Nachdem ich dann quasi eine Minute lang erstarrt auf der Stelle stehen blieb und grübelte, wurde es mir klar: Ich habe mein Portmonee im Einkaufswagen liegen lassen!
Dumm gelaufen. Saudumm sogar. Kann natürlich passieren, sollte es aber nicht. In Windeseile habe ich dann den Service meiner Bank angerufen, um meine Bank- und Kreditkarte sperren zu lassen. Menschen sind ja durch und durch schlecht und plündern mein Konto sonst. Aber damit ist es ja nicht getan. Mir wurde das Ausmaß meines Verlustes immer klarer: Personalausweis — futsch! Krankenkarte — weg! Führerschein — adieu! Bargeld — hasta la vista! Abgesehen von diversen anderen persönlichen Kleinigkeiten, die sich in meinem Portmonee befinden. Und jetzt muss alles neu beantragt werden, was mit Kosten und viel Rennerei zu den Behörden verbunden ist. Läuft bei mir!
Was tut man da? Die erste Idee: Am besten fahre ich mal zum Supermarkt und frage an der Information, ob ein Portmonee gefunden wurde. Ja ne, ist klar! Darüber musste ich selbst erst mal kurz lachen, auch wenn ich eher hätte heulen können. Als ob jemand, der ein Portmonee in einem Einkaufswagen liegen sieht, damit zur Information rennt. Oder es mir vielleicht gar per Post zuschickt oder meine Telefonnummer herausfindet. Menschen sind so gut nicht. Die nehmen sich das Portmonee, ist ja auch recht schick das Teil, samt Bargeld und versuchen womöglich noch mit meiner Karte zu zahlen.
Wenn man es schon fast nicht für möglich hält
Aber irgend etwas in mir, nennt es eine Eingebung oder einfach nur Verzweiflung, wollte von der Idee nicht ablassen. Also setzte ich mich ins Auto und fuhr zum besagten Supermarkt. An der Information fragte ich dann die Dame, ob vielleicht mein Portmonee, dass ich am Vortag verloren hatte, bei ihr abgegeben wurde. Und dann traf mich der Schlag — im positiven Sinne: Mein Portmonee wurde tatsächlich abgegeben. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt so erleichtert war. Nachdem ich dann der Frau meinen Namen gesagt und sie diesen anhand meines Ausweises im Portmonee überprüft hat, konnte ich dann meine lederne Geldbörse wieder in die Arme schließen. Und es war auch nichts entwendet worden, weder Bargeld noch irgendwelche Karten. Alles da, wo es sein soll.
Zu der guten Seele, die das Portmonee abgegeben hat, konnte man mir keine Auskunft geben. Schade eigentlich, denn ich würde mich wirklich sehr gerne erkenntlich zeigen. Ich werde es wohl nie erfahren. Aber ich habe nun gemerkt, dass es das Gute im Menschen definitiv noch gibt. Also vielen herzlichen Dank für diese wirklich gute Tat — wer auch immer Du bist. Möge das Karma mit dir sein!