Kreativer Stillstand ist beim Modedesign tödlich. Dass der Drang zu immer neuen Ideen mitunter auch nach hinten losgehen kann, hat Gucci jetzt schmerzvoll erfahren: Mit einem Rollkragenpulli, der dem italienischen Edel-Label den Vorwurf des Blackfacing einbrachte.

Vielleicht hätte man es ahnen können: Ein Rollkragenpullover, dessen hochgeklappter Kragen das Gesicht bis über die Nase verdeckt, ist eine Sache. Dass dieser tiefschwarz ist, stellt dabei eigentlich kein Problem dar. Außer, dass das gute Stück bis hierhin noch kein designerischer Hingucker ist. Der wird es erst durch den Mundausschnitt, der von betont vollen, roten Lippen umrahmt ist. Und das ist auch genau der Punkt, an dem das Stichwort Rassismus ins Spiel kommt.

Blackfacing: Assoziation mit dunklen Zeiten

Denn die Assoziation mit diesem Style geht bei vielen Betrachtern unweigerlich in Richtung „Blackfacing” — also weiße Menschen, die sich als Schwarze schminken (oder anderweitig inszenieren) und sich dabei zwangsläufig bestimmter Stereotypen bedienen: Tiefschwarze Haut; volle, rote Lippen. Abgesehen davon, dass alleine die Reduzierung auf gleichförmige Merkmale schon einen rassistischen Anklang hat, kommt insbesondere mit Hinblick auf die Hochzeit des Blackfacing im frühen 20. Jahrhundert, etwa bei Varieté-Shows, die Frage auf: Was hätte dagegen gesprochen, die Rolle einem „echten” Dunkelhäutigen zu geben? Die Antwort ist ebenso offensichtlich wie deprimierend.

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Nachdem entsprechende Entrüstung über den neuen Gucci-Pullover begann durch die sozialen Netzwerke zu wabern, bemerkten die Italiener ihren Fauxpas auch selbst und zogen schnell die Notbremse: Sie nahmen das umstrittene Teil aus allen Stores und Online-Shops und krochen öffentlich zu Kreuze: „Gucci entschuldigt sich aufrichtig für die Beleidigung durch den Balaclava-Jumper. Wir erachten Diversität als einen grundlegenden Wert, der in jedem Fall hochgehalten und respektiert werden muss, und der bei jeder Entscheidung an erster Stelle steht.”

So löblich diese Reaktion ist — so manchen Shitstorm könnten sich vermeintlich ‘durch-professionalisierte’ Öffentlichkeitsprofis wie Gucci durchaus ersparen, wenn sie ihre Werke nicht nur durch die mitunter etwas realitätsferne Designer-Brille betrachten würden!

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