Wenn man den Begriff "Hip Hop" hört, denkt man sofort an abgebrühte Rapper wie Lil Wayne, Ice Cube, Snoop Dogg oder Eminem, die in ihren Songs kein Blatt vor den Mund nehmen. Das Genre wird oft mit aggressiven, gewaltverherrlichenden, frauenfeindlichen sowie homophoben Texten in Verbindung gebracht. In den Musikvideos gibt es meist jede Menge Bling-Bling, Stripperinnen, Geldscheine und Koks. Herzschmerz-Themen und gefühlvolle Texte sind hier fehl am Platz - denkt man! Der kanadische Künstler Ali Gatie definiert mit seiner aktuellen Single Say to You das Genre für sich neu und beweist, dass Hip Hop und gefühlvoller Pop durchaus gut miteinander harmonieren...

Es muss nicht immer Rap sein. Hip Hop bietet einen großen Spielraum für Künstler, denn er ist mit zahlreichen afrikanischen und lateinamerikanischen Musik-Genres wie Blues, Jazz, Funk oder Salsa verwurzelt. Auch Genres wie R&B oder Reggae sind aus dem Hip Hop entstanden. Nicht zuletzt tauchen Rapper und ihre Rap-Einlagen auch in vielen Songs des Pop- und Electronic-Genre auf. Bereits Künstler wie Mary J. Blige, J. Cole oder jüngst Nicki Minaj, Iggy Azalea und Khalid haben gezeigt, dass Hip Hop nicht immer gleich nur reiner Sprechgesang ist.

Hip Hop trifft auf Herzschmerz-Pop

Der 22-jährige kanadische Musiker Ali Gatie ist das neuste Mitglied im Club jener Künstler, die den Hip Hop mit ihren Songs für sich selbst neu definieren. Laut eigener Aussage sieht er sich künstlerisch als eine Kreuzung aus Ed Sheeran und J. Cole - eine durchaus kontrastreiche Kombination. In seinem neuen Song Say to You hört sich das dann so an...

Die typischen Hip-Hop-Beats sind im Song klar zu hören - aber im Gegensatz zum Gangster Rapper setzt Ali Gatie mehr auf Gesang als aufs Sprechen. Okay, die Karre im Video könnte genau so gut von Jay Z oder Kanye West sein. Und auch die diversen Handbewegungen untermalen Alis scheinbare Affinität zum Hip Hop. Aber das war's auch schon mit den Gemeinsamkeiten, denn insbesondere inhaltlich unterscheidet sich Say to You vom traditionellen Hip-Hop- oder Rap-Song.

Ja, es geht tatsächlich um Liebe - und die kann auch mal einen ziemlich coolen Typen wie Ali Gatie aus dem Konzept bringen: "Ich weiß nicht mehr, was ich fühlen soll", "Manchmal fühle ich mich glücklich, manchmal traurig" oder "Ich weiß nicht, was ich tun soll" singt er im Song. Hört sich erst einmal an nach Herzschmerz-Schnulze á la Ed Sheeran an - ist es aber nicht! Trotz des sehr persönlichen und ernsten Inhalts, klingt der Track sehr heiter und rhythmisch mit Elementen aus Soul und R&B.

Von wegen Swagger - weniger ist mehr!

Weniger ist mehr statt Swagger - so lautet Alis Devise für das Musikvideo von Say to You: Ganz ohne Bling-Bling, Geldscheinen und nackten Stripperinnen. Lediglich ein Auto, das sich mehr als sehen lassen kann, und Ali Gatie, der darin durch eine Wüstenlandschaft fährt. Ganz simpel halt. Dennoch strahlt dieser Typ diese gewisse Coolness aus, dass es einem schwer fällt zu glauben, dass da solche tiefgründigen Zeilen über Liebe aus seinem Mund kommen.

Natürlich geht es beim Hip Hop um weitaus mehr als Proleten, die von nackten Frauen umringt sind. Vor allem Themen wie der Kampf mit der Armut, soziale Unterdrückung und der Weg, den man hinter sich gebracht hat sind in den Songs verankert. Auch ein Stück weit Gesellschaftskritik, wenn man es so will. Persönliche Erfahrungen, die einen geprägt haben. Oder einfach, wie es ist, ganz unten zu sein und sich dann hochzukämpfen.

Ein Musiker zwischen den Kulturen

Sicherlich sind das auch Faktoren, die Ali Gatie als Künstler inspirieren und beeinflussen. Geboren wurde der Musiker mit irakischen Wurzeln im Jemen. Einen Teil seiner Jugend hat er dann in Abu Dhabi verbracht, bevor sich die Familie dann schließlich im kanadischen Toronto niederließ. Seit 2018 ist er als Singer-Songwriter tätig, im November 2019 erscheint sein Debüt-Album You.  Ein Musiker zwischen den Kulturen, der seine eigene Geschichte zu erzählen hat - auf seine eigene, brave Art.

Den Kommentaren auf seinen Social-Media-Kanälen nach zu urteilen, hat Ali Gatie eine ziemlich große Fan-Base in asiatischen und muslimischen Ländern. Vielleicht ein Grund, weshalb der Sohn irakischer Eltern den Hip Hop für emotionale, persönliche und tiefgehende Texte verwendet - ganz ohne Sex, Drugs und Bling-Bling. Worauf es ihm ankommt, ist, dass seine Musik Menschen aus allen Kulturen und Gesellschaftsschichten zusammen bringt. Immerhin ist er damit ziemlich erfolgreich unterwegs...

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