Für Konzertgänger ist 2020 ein schlechtes Jahr, denn durch die Corona-Pandemie mussten jegliche Großveranstaltungen auf’s Eis gelegt werden. Für die Künstler als auch für ihre Fans ein herber Schlag. Ohne Kunst & Kultur wird’s still! heißt es dieser Tage. Muss es aber nicht. Pop-Megastar Kylie Minogue macht es nun vor und lud gestern zur virtuellen Disco ein: Infinite Disco hieß das 50-minütige globale Streaming-Konzert, mit dem sie nicht nur Songs aus ihrem am Freitag erschienenen neuen Album, Disco, vorstellte, sondern den Fans eine geballte Ladung Club-Feeling in die Wohnzimmer brachte. Zeit für andere Künstler, diesem Beispiel zu folgen…

Do you believe in magic? Fragte eine schon fast mystisch wirkende, im Umhang gehüllte Kylie Minogue gestern Abend um 21 Uhr, als sie ihr Online-Konzert Infinite Disco für ihre europäischen Fans startete. Ob man nun an Magie glaubt ist wohl eher eine rhetorische Frage. Kylie glaubt aber definitiv an Technologie und ihre Möglichkeiten in Zeiten einer globalen Pandemie. Und das hat sich gelohnt. Die australische Pop-Legende lieferte am Samstagabend für ihre Fans ein phänomenales Spektakel für Ohren und Augen.

Ich selbst bin jahrelanger Fan von Kylie und habe sie bereits mehrfach live auf Tour erleben dürfen. Diese Zeiten wirken schon fast Ewigkeiten her. Zur Feier ihres am Freitag erschienenes fünfzehntes Album Disco kündigte die Sängerin vor ein paar Wochen das einmalige Online-Konzert an. Klingt super, dachte ich mir und habe direkt über die App DICE ein Ticket für knapp 18 Euro gekauft. Man braucht keine Mathematik-Genie zu sein, um zu erahnen, welche hohen Einnahmen ein Künstler selbst bei solchen, für ein Konzert sehr niedrigen, Preisen erzielt. Kann man nichts mit falsch machen. Etwa zwei Stunden vor Start des Events erhielt ich dann einen Code, mit dem ich den Stream dann aktivieren konnte. Laptop mit dem Smart TV verbunden und mit einem Gin & Tonic gewappnet darauf gewartet, dass Kylie die Disco eröffnet.

Kylie bringt die virtuelle Disco ins heimische Wohnzimmer

Und was kann ich sagen? Ich war begeistert! Nach acht Monaten ohne Entertainment hatte ich — wie die meisten Menschen — es einfach nochmal bitter nötig eine annähernd Event-ähnliche Erfahrung zu machen. Auch wenn dieses Event quasi in meinem eigenen Wohnzimmer stattfand — wohlwissend, dass Millionen von Menschen gleichzeitig mit mir zusammen in Kylie’s Disco sind, tanzen, mitsingen und einfach mal die Corona-Pandemie und den Frust der letzten und kommenden Monate vergessen. Ich war definitiv genau so freudig und aufgeregt, als hätte ich mir die Show in einer Arena gemeinsam mit 10.000 Menschen angeschaut.

Infinite Disco war ein aufwendig produziertes Show-Erlebnis, bei dem Minogue definitiv keine Kosten und Mühen gescheut hat: jede Menge Special Effects, Laser, Lichter, eine LED-Tanzfläche sowie in paar Tänzerinnen und Tänzer mit Abstand zur Sängerin, die einen goldenen Onesie im 70er Look trug. Die Show an sich war ein energetischer Megamix aus 15 Songs, darunter sowohl neue Tracks aus ihrem Album Disco als auch ein paar altbekannte Hits der Sängerin. Ein ziemlich beeindruckender Beitrag war ihr neuer Song Say Something, der das Disco-Feeling nicht besser vermitteln hätte können. Was den Song für mich so besonders macht: Er spiegelt die Gemüter der Menschen in der Corona-Krise wider. Kylie singt über den Wunsch nach menschlicher Nähe, über bessere Zeiten, über Hoffnung.

Nach 50 Minuten war die Disco dann leider schon beendet. Aber ich war definitiv noch ziemlich aufgewiegelt von den visuellen und akustischen Stimuli, die Kylie ihren Fans nach Hause schickte. Und man konnte sehen, dass die Sängerin sehr viel Herzblut in diese Show gesteckt hat und sie offensichtlich sehr viel Spaß hatte. Darum geht es schließlich: Die Freude an der Musik und am Performen — auch in Krisenzeiten. Kylie Minogue hat ihren Fans definitiv eine große Freude damit gemacht und Ablenkung an einem Samstagabend  verschafft — gerade jetzt im zweiten Lockdown.

Gestreamtes Live-Entertainment: Technische Möglichkeiten in Krisen-Zeiten ausnutzen anstatt zu kapitulieren

Natürlich ist ein gestreamtes Konzert nicht haargenau wie das Live-Erlebnis. Aber hey, wir sind inmitten einer weltweiten Pandemie. Ich finde, Kylie Minogue hat damit definitiv einen Stein ins Rollen gebracht. Schließlich sind wir im Jahr 2020 — ja, dem verflixten Jahr — und wir verfügen über alle technischen Möglichkeiten, um ein neues und alternatives Show-Erlebnis trotz Social Distancing auf die Beine zu stellen. Genau das hat Minogue gemacht. Auch internationale Künstler wie Halsey, Dua Lipa oder Metallica werden im November und Dezmeber Online-Shows für ihre Fans anbieten.

Viele deutsche Künstler wie etwa Sarah Connor weisen dieser Tage immer mehr auf den Corona-bedingten „Bankrott der Künstlerbranche” hin. Das ist wichtig und sollte auch betont werden, denn viele Veranstalter, Ton- und Lichttechniker und andere Mitglieder der Branche haben keine Einnahmen und keine Jobs. Allerdings ändern „zwei Minuten Stille” für Ohne Kunst & Kultur wird’s still wenig daran — es ist eher eine Art des Kopf-in-den-Sand-Steckens. Wichtiger wäre es doch, dass unsere Künstler — sei es Musiker, Comedians oder andere Formate — ebenfalls auf die technischen Möglichkeiten zurück greifen und kostenpflichtige Online-Events für ihre Fans machen: Somit steht ihrer kreativen Entfaltung nichts im Wege, ihre Fans haben etwas davon und sie erzielen Einnahmen, mit denen ihre Leute bezahlen können.

Natürlich hoffen wir, dass 2021 wieder bessere Zeiten mit sich bringen wird und dass wir zumindest im Sommer Open-Air-Events mit angepassten Hygienekonzepten genießen können. Bis dahin sollten wir alle auch die Möglichkeiten nutzen, die sich aus solch einer Pandemie ergeben. Und virtuelles Entertainment ist besser als gar kein Entertainment — und ist definitiv besser als zu kapitulieren!

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