Musikrichtungen sind so unterschiedlich, wie die Kulturen, Sprachen und Instrumente, die sie definieren: Arabische Pop-Songs gehören definitiv dazu! Im Grunde ist arabischer Pop schon ein völlig eigenes Genre, das für viele von uns längst kein böhmisches Dorf mehr ist. Der schwedische Musiker Ricky Rich will mit seinem Song Habibi jetzt die Klänge aus dem Mittleren Osten im R&B‑Gewand auch bei uns (wieder) populär machen.
Viele von uns kennen sicherlich mindestens einen arabischen Song — nämlich Arabische Nächte aus Aladdin. Da bei uns in Deutschland viele Kulturen zusammenkommen, lernen wir auf kurz oder lang auch verschiedene Musikrichtungen kennen. Mitte der 2000er kam eine Welle von arabischen Pop-Songs nach Deutschland geschwappt. Ich erinnere mich selbst noch an meine erste Begegnung mit der arabischen Musik im Auto eines Kumpels (damals, Kinder, hatte man noch Mixtapes als CD): Der DJ Mummy Remix des Songs Youm Wara Youm der marokkanischen Sängerin Samira Saïd. Ich fand den Track — der im Original übrigens auch sehr schön ist — so geil, dass ich mehr davon hören wollte. Ein weiterer Song, der mir in Erinnerung geblieben ist, war Mon Bled, eine Collaboration zwischen dem algerischen Sänger Mohammed Lamine, der marokkanischen Sängerin Cheba Maria und dem komorischstämmigen, französischen DJ Rhoff.
Was ist es, das arabische Musik so anders und attraktiv für unser Ohr macht? Verstehen können wir ja eh nichts. Aber das können die Meisten bei spanischen, französischen oder selbst englischen Songs auch nicht. Die arabische Sprache klingt einfach schön. Sie hat schon fast etwas mystisches. Ich denke jedoch, dass die arabische Musik — sei es in Form von Pop, R&B oder Hip Hop — vor allem durch seine traditionellen Instrumente besticht: Verschiedene Streichinstrumente wie Rabab, Buzuq oder Oud; die Flöten Schabbaba und Ney; oder die Darbuka-Trommel oder das Riq-Tamburin. All diese Klänge, die man auch zum Teil aus der indischen Musik kennt, machen den arabischen Sound einzigartig — und tanzbar! Und Tradition bleibt auch in zeitgenössischem Arab Pop enthalten.
„Habibi”: Arabischer Sound made in Sweden
Der schwedische Musiker Ricky Rich scheint ebenfalls eine besondere Vorliebe für den arabischen Sound zu haben. Daher lässt er ihn auch in seine Musik einfließen. Mit seinen assyrischen Wurzeln hat er zwar mit der arabischen Sprache nichts zu tun und singt auf schwedisch; Genre-mäßig liegt er dafür eher im Mittleren Osten als in Skandinavien. Daher sticht seine Musik in seiner Heimat Schweden auch so heraus. Im Song Habibi — der Titel ist übrigens das einzige arabische Wort im Track — gibt er den eher EDM-affinen Schweden eine Kostprobe davon, wie arabischer Sound in Kombination mit schwedischem Hip Hop klingt — inklusive Berliner Kulisse im Musikvideo:
Habibi bedeutet im Arabischen so viel wie „Liebling” — oder ganz salopp gesagt „Baby”. Für einen Hip-Hop-Track natürlich das Keyword schlechthin — schließlich gibt es sowohl in Schweden als auch im Mittleren Osten jede Menge toller Frauen, die man(n) besingen möchte. Die orientalischen Einflüsse im Song sind deutlich rauszuhören. Auch die Art, wie Ricky Rich singt, die langgezogenen Vokale und der Rhythmus des Gesangs, sind stark an die arabische Sprache und Musik angepasst — auch wenn es schwedisch ist. Es zeigt, dass die arabische Musik sowohl mit verschiedenen Genres als auch in und mit verschiedenen Kulturkreisen bestens kompatibel ist.