Wir schreiben den 8. November 2016. Hillary Clinton steht als demokratische Kandidatin für das Amt des US-Präsidenten, nachdem sie sich durch einen denkbar brutalen Wahlkampf gegen Donald Trump gebissen hat, kurz vor dem Höhepunkt ihrer langen politischen Karriere. Doch dieser sollte sich zur Überraschung aller, wohl selbst der ihres Widersachers, als großer Scherbenhaufen entpuppen: Entgegen aller Prognosen gewinnt Trump die Wahl — und Hillary kann und will nichts anderes machen, als sich vorerst komplett aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen.
Die logische Konsequenz aus dem Wahl-Schock zieht die damals 69-Jährige ein paar Monate später im April 2017, indem sie bekannt gibt, nie wieder für ein öffentliches Amt zu kandidieren. Doch Hillary Clinton wäre nicht Hillary Clinton, wenn diese Entscheidung gleichbedeutend mit einem völligen Rückzug ins Privatleben wäre: Sie gründet die Organisation Onward Together, mit der sie andere Politiker unterstützt — mit dem vorrangigen Ziel, gegen Donald Trump und seine Politik zu kämpfen.
Hillary Clinton zurück auf der Bühne
Mittlerweile taucht Hillary auch immer wieder mal in der Öffentlichkeit auf — zwar keineswegs, um sich doch wieder als Politikerin in Szene zu setzen, aber erst recht nicht, um es bei gesellschaftlichem Engagement für karitative Organisationen zu belassen: Im Januar 2018 etwa wählte sie mit dem Grammy Awards die ganz große Bühne, um Auszüge aus dem umstrittenen Trump-Enthüllungsbuch „Fire And Fury“ vorzulesen. Und Anfang April sah man sie bei einer Konferenz in San Francisco mit neuer Frisur, ungewohnter Garderobe — einer Lederjacke -, aber der gewohnten Message: Sie übte scharfe Kritik an Donald Trumps Politik, wie etwa seinem Entwurf für eine Gesundheitsreform und geplante Einschnitte bei der Entwicklungshilfe.
Nie wieder Weltpolitik?
Von daher wäre es nur naheliegend gewesen, dass sie sich auch zu einem Thema, das momentan weltweit die Gemüter erhitzt und bei dem Trump einmal mehr der Hauptdarsteller ist, zu Wort meldet: den Luftschlägen der USA, Großbritanniens und Frankreichs gegen Militäranlagen in Syrien sowie den dazugehörigen Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und Russland. Doch bis jetzt blieb es auf ihrem Twitter-Account ruhig: Die letzten Einträge datieren vom 13. April, und befassen sich lediglich mit dem alljährlichen Frauenrechtsgipfel Women in the World sowie der Arbeit von Onward Together.
Ob der Verzicht auf ein öffentliches Statement zur Weltpolitik ein bewusstes Zeichen ist, dass sie mit direkten Aktivitäten auf diesem Feld abgeschlossen hat oder ob es viel mehr ein Ausdruck dessen ist, dass ihre Sicht der Dinge ausnahmsweise nicht ganz so konträr zu der ihres Erzfeindes Donald Trump ist, kann nur spekuliert werden.
Ein wenig schlauer diesbezüglich werden wir wohl erst, wenn es langsam aber sicher auf den Wahlkampf zur nächsten Präsidentschaftswahl zugeht, die planmäßig im November 2020 stattfinden würde. Bis dahin kann und wird allerdings noch viel passieren, was eine Vollblutpolitikerin wie Hillary Clinton nur schwer unkommentiert wird stehenlassen können …