Die Verfilmung von Büchern ist eine spannende Angelegenheit: Während der eine niemals einen Film gucken würde, ohne nicht zuerst die Romanvorlage gelesen zu haben, verhält es sich bei dem anderen umgekehrt. Dann wird verglichen: Hat die Film-Interpretation die Buchfiguren richtig dargestellt? Fehlt etwas? Haben Buch und Film ein unterschiedliches Ende? Um all diese Fragen geht es uns bei Buchverfilmungen! Doch dabei spielt nicht nur unsere Meinung eine Rolle, denn da wären auch noch die Autoren der Romanvorlage. Und eben diese Autoren finden nicht selten die Verfilmung ihrer Bücher schlicht und ergreifend schrecklich …
Die folgenden 11 Filme sind echte Klassiker und spielten teilweise Rekordsummen ein. Und dennoch: Nicht immer war der Schriftsteller, der hinter der Romanvorlage steht, ebenso begeistert wie das Kinopublikum! Und auch die Tatsache, dass der Erfolg eines Filmes sicherlich auch den Verkauf einer Romanvorlage ankurbelt, dürfte keinen Autor, der sich in seinem künstlerischen Schaffen missverstanden sieht, wieder gnädig stimmen.
Ob eine vermeintliche Fehlbesetzung der Hauptrolle, eine missverstandene Botschaft des Buches oder unterschiedliche Enden von Film und Buch – die Gründe, warum Schriftsteller nicht immer Fan ihrer Buchverfilmungen sind, könnten unterschiedlicher nicht sein.
Blicken wir also auf 11 Autoren, die die Verfilmung ihrer Bücher schrecklich finden:
1
Michael Ende über „Die unendliche Geschichte”
„Zu viel Plüsch und Plastik” – das waren die Worte Michael Endes über die Verfilmung seines Meisterwerks Die unendliche Geschichte. Doch dabei blieb es nicht, denn in einer eigens einberufenen Pressekonferenz ließ der Autor kein wirklich gutes Haar an dem Film: „Die Macher des Films haben ihn schlicht und ergreifend nicht verstanden. Sie wollten nur Geld damit machen“, so Ende. Besonders peinlich fand er übrigens die Sphinx-Figuren und betitelte diese als „vollbusige Stripperinnen, die in der Wüste sitzen.“
2
Anne Rice über „Interview mit einem Vampir”
Dass Tom Cruise damals für eine der Hauptrollen der Buchverfilmung von Interview mit einem Vampir besetzt wurde, machte Autorin Anne Rice alles andere als glücklich. Kurzerhand forderte sie die Fans ihrer Bücher öffentlich auf, dem Film fernzubleiben. Nachdem sie den fertigen Film dann allerfing gesehen hatte, änderte sie ihre Meinung und ruderte ebenso öffentlich zurück: Auf eigene Kosten schaltete sie eine ganzseitige Anzeige im Magazin Variety, in der sie Cruises Leistung lobt und ihre Fans darum bat, sich den Film doch anzusehen!
Nicht ganz zu versöhnlich zeigte sich Anne Rice übrigens mit Blick auf die Verfilmung ihres Buches Königin der Verdammten, die sie bis heute noch als Verstümmelung ihres Buches betrachtet.
3
Anthony Burgess über „Uhrwerk Orange”
Allein die Tatsache, dass Film und Buch ein unterschiedliches Ende aufweisen, dürfte Autor Anthony Burgess nicht gefallen haben. Und das ist längst nicht alles, was ihn an der Verfilmung seines Romans A Clockwork Orange nicht gefallen hat, denn er vertrat die Meinung, Regisseur Stanley Kubrick habe in seiner Verfilmung eine Glorifizierung der Bande von Vergewaltigern und Mördern um Hauptfigur Alex De Large vorgenommen. Kurzum: Die Botschaft des Buches wurde seiner Meinung nach vollkommen missverstanden, auch wenn Burgess sich dazu nie wirklich öffentlich äußerte.
4
Stephen King über „The Shining”
Nicht nur für Uhrwerk Orange erhielt Stanley Kubrick herbe Kritik vom Autor des Ursprungswerkes. Denn obwohl seine Verfilmung von Stephen Kings The Shining für Rekordzahlen sorgte, äußerte sich der Autor der Romanvorlage ganz und gar nicht positiv über den Film: Kubrick sei es laut King nicht gelungen, das unmenschliche Böse des Hotels einzufangen oder auch verstehen. Stattdessen wurde das Böse in Form der Charaktere dargestellt. Auch Jack Nicholsons Interpretation der Rolle des Jack Torrance gefiel King nicht wirklich: Vielmehr hätte sich der Autor gewünscht, dass Jack Torrance zunächst ein aufrichtiger Mensch ist – eben bis er in das Hotel kommt.
5
P. L. Travers über „Mary Poppins”
Wenn eine Autorin über die Verfilmung ihres Buches Sätze wie „Ich weinte, als ich es sah“ sagt, ist nicht in jedem Fall von Freudentränen die Rede. So auch bei P. L. Travers, die von der Disney-Verfilmung ihrer Mary Poppins alles andere als begeistert war. Auch wenn die Autorin mit der Besetzung von Julie Andrews als Mary vollends einverstanden war, brachte ihr Disneys Interpretation der Hauptfigur schlaflose Nächte. Im Roman nämlich ist die Rolle der Mary düster und geheimnisvoll – ganz anders als im Film. Travers zog aus dieser Fehlinterpretation klare Konsequenzen: Sie erteilte Disney keine Rechte daran, weitere Teile ihrer Romanreihe zu verfilmen.
6
Lothar-Günther Buchheim über „Das Boot”
Als weder authentisch noch historisch korrekt empfand Autor Lothar-Günther Buchheim die Verfilmung seines Mega-Werks Das Boot aus dem Jahr 1981 – und das trotz detailgetreuer Nachbauten und Drehs an Originalschauplätzen! Buchheim hätte sich in vielen Szenen mehr soldatisch-emotionslose Disziplin gewünscht und war.
7
Bret Easton Ellis über „American Psycho”
Sowohl Buch als auch Verfilmung von American Psycho sind vor allem eines: verstörend! Doch Autor Bret Easton Ellis teilt diese Meinung nicht ganz, denn mit der Verfilmung seines Buches durch Regisseurin Mary Harron war er nicht wirklich zufrieden. Der Grund dafür? Viele der gezeigten Filmszenen sind ihm zu eindeutig, und das obwohl sie im Buch bewusst zweideutig gehalten wurden. „Man weiß ja nicht einmal, ob die Morde tatsächlich begangen wurden oder nicht. Für mich ist das interessant. Ich finde es viel interessanter, es nicht genau zu wissen“, erklärte Ellis diesbezüglich in einem TV-Interview, das er im Jahr 2014 gab.
8
Winston Groom über „Forrest Gump”
Auch die Geschichte um Filmliebling Forrest Gump blieb nicht ganz ohne Kritik vom Autor des Originals. Größter Grund seiner Empörung war die „Hollywoodisierung“ zahlreicher Passagen seines Buches. Gemeint ist damit die Neutralisierung der von ihm gewählten Sprache, aber auch die Entschärfung der ein oder anderen Sexszene.
Und auch weitere Dinge trugen sich hinter den Kulissen zu: Die vertraglich zugesicherten 3% Gewinnbeteiligung an Groom blieben aus. Das Fass zum Überlaufen brachte dann die Tatsache, dass Groom in keiner der sechs Dankesreden für gewonnene Oscars auch nur mit einem Wort erwähnt wurde. Seine Antwort auf diesen sechsfachen Seitenhieb? Groom ließ die Buchfortsetzung um die Geschichte von Forrest Gump mit den Worten „Don’t never let nobody make a movie of your life’s story“ beginnen …
9
John Grisham über „Die Kammer”
Die 90er ohne Justizthriller und Verfilmungen von John Grisham? Unvorstellbar! Genau das mag der Grund dafür sein, dass der Star-Autor die Rechte an Die Kammer bereits verkaufte, ehe der Roman überhaupt fertigestellt war. Diesen Schachzug bereute Grisham jedoch, nachdem er die Verfilmung aus dem Jahr 1997 zu Gesicht bekam. 2011 äußerte sich der frühere Anwalt in einem Interview mit dem britischen Guardian wie folgt zur Verfilmung seines Thrillers: „Erst als ich Die Kammer schrieb, realisierte ich, dass ich einen ganzen Roman um Themen wie die Todesstrafe und die Rassengeschichte in Mississippi konstruieren konnte.“ War er vor dem Verfassen des Buches noch ein Befürworter gewesen, wandelte sich seine Einstellung zum Gegner der Todesstrafe. Gene Hackman war für Grisham das einzig Gute an der Verfilmung.
10
Truman Capote über „Breakfast at Tiffany’s”
„Holly musste etwas Berührendes haben, etwas Unvollendetes. Marilyn hatte das.“ Mit diesen Worten beschrieb Truman Capote seinen Ärger hinsichtlich der Besetzung der Holly Golightly in seiner Buchverfilmung von Breakfast at Tiffany’s. Doch Monroes Agentin und Paramount machten dem Autor einen Strich durch die Rechnung und rieten Monroe von der Rolle ab. Und auch wenn Audrey Hepburn mit der Rolle der Holly ein Weltstar wurde, konnte sich Capote dennoch nie mit ihrer Besetzung und der damit verbundenen Inszenierung der Rolle anfreunden: „Der Roman war ziemlich bitter. Holly Golightly war real – ein harter Charakter, überhaupt kein Audrey-Hepburn-Typ. Der Film wurde eine rührselige Liebeserklärung an New York City und Holly und war im Ergebnis dünn und schön, obwohl er ausufernd und hässlich hätte sein müssen.
11
Roald Dahl über „Charlie und die Schokoladenfabrik” (1971)
Denken wir an Gene Wilder, kommen wir nicht umhin, uns an seine Rolle in Charlie und die Schokoladenfabrik zu erinnern. Roald Dahl, Autor der Romanvorlage, ging es ähnlich, doch assoziierte er nicht allzu Gutes mit der schauspielerischen Leistung Wilders: Er mochte nicht, wie die Figur des Willy Wonkas dargestellt wurde. Für Dahl fokussierte sich Regisseur David Seltzer in der Verfilmung aus dem Jahr 1971 viel zu sehr auf Willy Wonka und nicht auf Charlie. Auch die Darstellung der Umpa Lumpas soll ihn geärgert haben, da er diese im Roman als Pygmäen aus Afrika beschrieben hatte, während sich Seltzer aus Gründen der politischen Korrektheit für eine andere Interpretation entschied. Dahl war von der Verfilmung sogar so enttäuscht, dass er daraufhin nie sein Einverständnis für eine Verfilmung des Vorgängerromans Charlie und der gläserne Fahrstuhl gab.
Als Tim Burton im Jahr 2005 eine Neuverfilmung des Romans in die Kinos brachte, musste er sich im Vorfeld das Einverständnis von Felicity Dahl, der Witwe des 1990 gestorbenen Schriftstellers, geben lassen.