Treibende Dance-Beats gepaart mit Bläser-Melodien, die irgendwie an Volksmusik erinnern, jedoch jenseits von deutschen Festzelten. Sehnsucht tanzt Hand in Hand mit Club-Stimmung – die Rede ist von Balkan Beats. Mal geht es mehr Richtung Pop, mal mehr Richtung Techno oder auch Ska und Electro Swing. Doch die Gemeinsamkeit bleibt die einzigartige Mischung. Wir nehmen das Phänomen mal unter die Lupe.

Wo ist der Balkan?

Zunächst sollte einmal geklärt werden, wo genau wir uns geografisch befinden, wenn es um den Balkan geht. Ganz eindeutig lässt sich das nämlich nicht definieren, aber im Großen und Ganzen ist damit die ins Mittelmeer ragende Halbinsel in Südosteuropa gemeint. Dazu zählen die Länder Kroatien, Serbien, Bosnien, Kosovo, Montenegro, Mazedonien, Albanien, Bulgarien sowie auch Teile Griechenlands und der Türkei. Manchmal werden auch Rumänien und Slowenien eingeschlossen.

Die Region ist historisch geprägt von der Zugehörigkeit zu Byzanz sowie später zum Osmanischen Reich. Den Namen bekam sie vom Balkangebirge, das sich von Serbien bis zur Schwarzmeerküste zieht.

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Was versteht man unter Balkan Beats oder Balkan Pop?

Knapp zusammengefasst, handelt es sich bei diesem Genre um einen Mix aus traditionellen Klängen aus dem Balkan und modernen elektronischen Beats. Markant für den Balkan Sound sind dabei Saxofon und andere Blasinstrumente sowie Akkordeon. Das Ergebnis sind tanzbare Songs, die durch die charakteristischen Melodien einen besonderen Twist erhalten.

Da dieser spezielle Musikstil durch Menschen mit südosteuropäischem Migrationshintergrund entstand, gilt der Balkan-Pop auch als Phänomen der Balkan-Diaspora in Deutschland.

Die Väter der Balkan Beats in Deutschland

Robert Šoko gilt als Begründer der Balkan Beats-Bewegung im Westen. In Bosnien geboren, zog er später nach Berlin, wo er in den 1990er-Jahren begann, eigene Partys zu veranstalten – so brachte er die Klänge seiner Heimat in das Nachtleben der Hauptstadt. Er produzierte Alben und Compilations, die diesen neuen Musikstil weiter verbreiteten. Der Sound der Balkan Beats wurde schnell zum Erfolg, sodass der DJ seine Events auch in Städten wie London, Paris und Budapest veranstaltete und sie bis nach Tokio und Mexiko City brachte.

Ein weiterer bekannter Balkan Beats-Künstler ist Stefan Hantel. Unter seinem Künstlernamen Shantel hat er das Genre maßgeblich geprägt. Seine Oma stammt aus Bucovina – wonach er später auch seine Liveband, das “Bucovina Club Orkestar", benannte. Während Stefan selbst in Deutschland geboren ist, wird die Gegend seiner Wurzeln für ihn zum Sehnsuchtsort. Nach zahlreichen Osteuropa-Reisen beginnt er schließlich, die Musik, die ihn an diesen Orten inspiriert hat, mit elektronischen Sounds zu mischen. Seine Bucovina-Club-Compilations erfreuen sich großer Beliebtheit und verbreiten den tanzbaren Balkan-Pop weltweit.

Turbo-Folk, Chalga und Manele

In den Ländern des Balkans selbst sind die Begriffe „Balkan Beats“ und „Balkan Pop“ jedoch weniger verbreitet. Das heißt aber nicht, dass es vor Ort nicht ebenfalls ähnliche Strömungen und Musikstile gibt. Was allgemein eher als “Pop-Folk” bekannt ist, hat in den einzelnen Ländern jeweils einen eigenen Namen.

In den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens, besonders Serbien, ist “Turbo-Folk” ein sehr beliebtes Genre. Dabei werden Einflüsse aus der Volksmusik und Schlager mit Elementen aus Pop, Rock und Techno gemischt. Bereits Ende der 1970er-Jahre begann die Entwicklung des Turbo-Folk, das bis heute populär ist.

Die bulgarische Variante heißt “Chalga” und gilt seit Jahrzehnten als eine der beliebtesten Musikrichtungen im Land. Typisch hierfür sind elektronische Sounds mit Instrumentalpassagen, wobei die Einflüsse sowohl aus der traditionellen bulgarischen Musik stammen als auch aus der Musik anderer Balkan- sowie arabischer Länder.

In Rumänien entwickelte sich in den 1990er-Jahren ein ähnliches Genre, das die Bevölkerung bis heute spaltet. Dennoch gilt “Manele” als die am meisten verbreitete Musikrichtung im Land. Auch hier werden moderne, elektronische Produktionen mit Elementen aus der lokalen Roma-Musik vermischt.

Genauso gibt es in Griechenland ähnliche Ausprägungen des Pop-Folks, wobei größtenteils Sounds des Bouzouki mit E-Gitarren und anderen Instrumenten kombiniert werden. Das Ganze wird hier dann “Skiladiko” genannt. In der Türkei ist die Mischung aus türkischer Volksmusik, arabischen Klängen und westlichem Pop unter der Bezeichnung “Arabesk” bekannt.

Die Mischung aus Tradition und Moderne scheint also ein erfolgreiches Rezept zu sein. So wird es möglich gemacht, dass Akkordeonklänge und traditioneller Gesang auch auf Partys und in Nachtclubs zu hören sind.

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