Steckt die BayWa AG in der Pleite? Analyse zur finanziellen Lage 2025
Deutschlands größter Agrarhandelskonzern BayWa AG steckt im Jahr 2025 in der schwersten finanziellen Krise seiner fast 100-jährigen Geschichte. Gerüchte um Zahlungsschwierigkeiten machten bereits die Runde, die Aktie brach zeitweise um ein Drittel ein. Im Mittelpunkt steht die bange Frage: Ist BayWa pleite? Die klare Antwort lautet: Noch nicht – aber die Lage ist ernst. Der Konzern ist (noch) nicht insolvent, befindet sich jedoch in einem radikalen Sanierungsprozess, um eine Insolvenz abzuwenden. Wie es dazu kam und welche Auswege es gibt, zeigt ein Blick auf Hintergründe, Zahlen und Maßnahmen.
Hintergrund: Expansionskurs auf Pump und Zinswende
BayWa’s Krise ist hausgemacht und zugleich durch veränderte Marktbedingungen verschärft. Der frühere Vorstandschef Klaus Josef Lutz setzte jahrelang auf aggressives Wachstum, finanziert vor allem durch kurzfristige Kredite und Übernahmen. Dieses auf Kredit gebaute Geschäftsmodell rächte sich, als die Niedrigzinsphase abrupt endete: Ab 2022 schnellten die Zinsen in die Höhe. Die Folge: BayWas Zinskosten explodierten – sie verdreifachten sich von 2021 bis 2023 auf 362 Millionen € jährlich. Allein im 1. Quartal 2024 überwies BayWa 97 Mio. € an Zinsen, was die Gewinne drastisch schmälerte.
Gleichzeitig geriet das operative Geschäft unter Druck. Mehrere Entwicklungen trafen BayWa zeitgleich:
- Erneuerbare-Energien-Sparte in der Krise: BayWas Tochter BayWa r.e. litt unter einem Preisverfall bei Solartechnik aus China, was Lagerbestände entwertete. Zudem stagnierte der Verkauf von entwickelten Wind- und Solarparks nach dem Zinsanstieg, sodass Kapital gebunden blieb. Das Segment Regenerative Energien verzeichnete 2024 einen Umsatzrückgang von 29 % auf 4,1 Mrd € und operierte mit -732 Mio. € Verlust – der mit Abstand größte Problemfall im Konzern.
- Agrar- und Baugeschäft geschwächt: Schlechte Ernten in einigen Regionen und Preisrückgänge etwa bei Düngemitteln belasteten den Agrarhandel. Auch andere Sparten wie der Getreidehandel und der Energiesektor (z.B. Heizöl, Kraftstoffe) litten unter der schwachen Weltkonjunktur. BayWa wurde somit gleichzeitig in allen drei Geschäftsbereichen – Agrar, Energie und Bau – getroffen.
- Hohe Schuldenlast: Durch die expansive Strategie und die genannten Marktprobleme hatte sich BayWa bis 2024 einen Schuldenberg von rund 5,6 Mrd. € aufgetürmt. Diese kurz- und langfristigen Finanzschulden drückten gewaltig auf die Liquidität des Unternehmens. BayWa musste immer größere Teile ihres operativen Gewinns für Zinszahlungen aufwenden, während gleichzeitig die Erträge sanken.
- Bilanzielle Risiken: Hinzu kommt der Verdacht, dass BayWa die eigene Finanzlage 2023 zu optimistisch dargestellt haben könnte. Die deutsche Finanzaufsicht (BaFin) prüft Hinweise auf mögliche fehlerhafte Darstellung der Finanzierungsrisiken im BayWa-Abschluss 2023. Sollte sich dies bestätigen, hätte der Konzern die Schieflage womöglich unterschätzt oder zu spät offengelegt.
Diese Gemengelage führte Ende 2024 zur akuten Krise. In einer Pflichtmitteilung informierte BayWa im Juli 2024 über die „angespannte Finanzlage“ und bestellte einen Sanierungsgutachter. Für die Lebensmittelversorgung insbesondere in Süddeutschland hatte diese Nachricht Signalwirkung: BayWa ist als Lieferant von Saatgut, Dünger und Landtechnik sowie als Abnehmer der Ernte zentral für viele Landwirte. Die Sorge ging um, der Traditionskonzern könnte zahlungsunfähig werden – Bauern fragten sich beunruhigt, ob BayWa im Herbst noch ihre Getreideernte bezahlen kann.
Geschäftszahlen: Rekordverlust 2024 legt Krise offen
Die finanziellen Eckdaten des Geschäftsjahres 2024 zeigen drastisch, wie tief BayWa im roten Bereich steckt. Nach Jahren mit Wachstum und soliden Gewinnen rutschte der Konzern 2023 erstmals leicht ins Minus und 2024 folgte ein beispielloser Verlust von 1,6 Mrd. €. Der Umsatz sank dabei von rund 23,9 Mrd. € (2023) auf 21,1 Mrd. € im Jahr 2024. In der folgenden Tabelle sind die jüngsten Kennzahlen zusammengefasst:
ahr | Konzernumsatz | Konzernergebnis (nach Steuern) | Nettoschulden* |
---|
2022 | 27,1 Mrd € | ca. +150 Mio. € (Rekordgewinn) | k. A. |
2023 | 23,9 Mrd € (−12 %) | geringes Defizit (≈ −100 Mio. €) | ~5,2 Mrd € (geschätzt) |
2024 | 21,1 Mrd € (−12 %) | −1,6 Mrd € | ~4,4 Mrd € |
Quelle: Geschäftsberichte BayWa AG. Nettoschulden 2023/24 bereinigt, 2024 rückläufig u.a. durch Verkauf von Unternehmensteilen.
Der Milliardenverlust 2024 war teils von außerordentlichen Abschreibungen geprägt: Rund 922 Mio. € des Verlusts resultieren aus Wertberichtigungen auf Beteiligungen und Vermögenswerte, vor allem in der Erneuerbare-Energien-Sparte. Doch selbst bereinigt um diese Sondereffekte schrieb BayWa operativ tiefrote Zahlen. Das zeigt sich auch am Finanzergebnis: Die stark gestiegenen Zinsen und Währungsverluste ließen den finanziellen Aufwand auf -532 Mio. € steigen (Vorjahr: -326 Mio. €). Mit anderen Worten: Allein die Zinskosten und Finanzposten fraßen 2024 über eine halbe Milliarde Euro – ein wesentlicher Faktor für den Nettoverlust.
Die Krise durchzieht nahezu alle Konzernbereiche. Nur der Obst- und Gemüsehandel schrieb 2024 operativ schwarze Zahlen, nachdem er 2023 durch Unwetter betroffen war. Alle anderen Segmente – von Agrar über Energie (Heizöl, Kraftstoffe) bis zur Bau-Sparte – verzeichneten Gewinneinbrüche oder Verluste. Am härtesten getroffen war wie erwähnt die Sparte Regenerative Energien mit über 700 Mio. € operativem Verlust. Dieses Segment hatte in der Expansionsphase als Wachstumstreiber gegolten, entwickelte sich nun aber zum größten Verlustbringer.
Positiv hervorzuheben ist lediglich, dass BayWa zuletzt erste Entschuldungserfolge verbuchen konnte. Durch Notverkäufe und Einsparungen schrumpfte die Nettoverschuldung auf etwa 4,4 Mrd. € per Ende 2024 – rund 800 Mio. € weniger als ein Jahr zuvor. Unter anderem hat BayWa im Juni 2025 den Verkauf der niederländischen Agrar-Tochter Cefetra für 186 Mio. € abgeschlossen, wodurch sich die Schulden um rund 500 Mio. € reduzierten. Dennoch bleibt die Verschuldungsquote hoch, und weitere Bilanzmaßnahmen sind nötig.
Sanierungsmaßnahmen: Wie BayWa die Insolvenz abwendet
Angesichts der dramatischen Lage hat BayWa seit Ende 2024 ein ganzes Bündel an Sanierungsmaßnahmen geschnürt, um den Kollaps abzuwenden. Dabei folgte das Management einer zweigleisigen Strategie: Einerseits mussten kurzfristig Liquidität und Finanzierung gesichert werden, andererseits läuft ein mehrjähriger Umbau, um das Unternehmen wieder profitabel aufzustellen. Die wichtigsten Schritte im Überblick:
- Brückenfinanzierung durch Banken und Eigentümer: Bereits im August 2024 sprang ein Konsortium aus BayWas Hausbanken und den Hauptaktionären (Genossenschaftsverbände in Bayern und Österreich) ein, um die drohende Zahlungsunfähigkeit abzuwenden. Sie stellten ein Hilfspaket von über 547 Mio. € bereit, darunter ein Überbrückungskredit über 272 Mio. € (zunächst befristet bis Sept. 2024). Zudem gewährten die Genossenschaftseigentümer BayWa Gesellschafterdarlehen von 125 Mio. €. BayWa veräußerte außerdem Beteiligungen (u.a. den 45%-Anteil an der eigenen Aktionärsholding BRB für 120 Mio. €). Diese Liquiditätsspritze stellte sicher, dass BayWa bis Ende 2024 zahlungsfähig blieb und Zeit gewann, einen langfristigen Sanierungsplan auszuarbeiten.
- StaRUG-Verfahren statt Insolvenz: Ende Januar 2025 zündete BayWa Phase 2 der Restrukturierung: Der Konzern beantragte ein gerichtliches Sanierungsverfahren nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG). Dieses Verfahren ermöglicht eine außergerichtliche Sanierung unter Gerichtsaufsicht – eine Insolvenz im klassischen Sinne liegt dabei nicht vor. BayWa griff zu diesem Instrument, weil ein kleiner Kreis von Finanzgläubigern dem Sanierungsplan zunächst nicht zustimmen wollte. Um diese Blockade zu überwinden, wurde das StaRUG genutzt, das Mehrheitsentscheidungen bindend macht. Im Kern ging es dabei um eine Verlängerung der Bankschulden bis Ende 2028 sowie eine Verstärkung des Eigenkapitals – ohne Forderungsverzicht der Gläubiger. BayWa selbst sprach von einer „StaRUG-light“-Lösung, da weder Gläubigerabschreibungen noch Aktionärsverluste durch Kapitalschnitt vorgesehen waren. Mitte Mai 2025 stimmten dann über 93 % der rund 300 betroffenen Finanzgläubiger dem Restrukturierungsplan zu. Das Münchener Amtsgericht hat den Plan schließlich am 6. Juni 2025 rechtskräftig bestätigt. Damit ist BayWas Finanzierung zunächst auf ein stabiles Fundament gestellt.
- Schuldendienst gestreckt: Konkret einigten sich die Gläubiger im Plan darauf, diverse Kreditlinien bis 31. Dezember 2028 zu verlängern und bis dahin keine vorzeitigen Rückzahlungen zu fordern. So wird die akute Tilgungslast von BayWas Schuldenberg genommen. Wichtig: Es gab keinen Schuldenerlass, die Gläubiger verzichten also nicht auf Geld, sondern geben BayWa mehr Zeit. Diese Stundung war nur möglich, weil über 95 % der Kreditgeber bereits freiwillig zugestimmt hatten – das StaRUG diente lediglich dazu, die wenigen verbliebenen Querulanten zu überstimmen und Gleichbehandlung aller Finanzpartner sicherzustellen.
- Kapitalspritze durch neue Aktien: Parallel zur Schuldenstreckung beschlossen Vorstand und Eigentümer eine Kapitalerhöhung in Höhe von rund 200 Mio. €. Alle Alt-Aktionäre erhalten dabei Bezugsrechte, um ihre Beteiligungsquote halten zu können. Die beiden Ankeraktionäre – die bayerische und die österreichische Raiffeisen-Holding – haben zugesagt, einen Mindesterlös von 150 Mio. € zu garantieren. In einem ersten Schritt zeichneten sie neue Aktien für 125 Mio. €; in einer zweiten Tranche können die übrigen Aktionäre zum Bezugsverhältnis 1:2 (je eine alte Aktie berechtigt zum Kauf von zwei neuen) zum Preis von 2,79 € je Aktie nachziehen. Nicht abgenommene Aktien übernimmt erneut das Ankerkonsortium (zusätzlich garantierte 25 Mio. €). Diese Eigenkapitalerhöhung, die bis Oktober 2025 abgeschlossen sein soll, stärkt BayWas Bilanz und lässt frisches Geld in die Firma fließen – ein klares Signal des Vertrauens der Eigentümer. Die Großaktionäre (Genossenschaftsverbände) untermauern so, dass sie BayWa nicht fallen lassen.
- Harter Sparkurs – 1.300 Stellen weg: Teil des Sanierungsplans ist ein massiver Personalabbau. Bis spätestens 2027 will BayWa 1.300 der knapp 8.000 Vollzeitstellen abbauen – etwa 16 % der Belegschaft. Der Abbau erfolgt sozialverträglich, soweit möglich über natürliche Fluktuation und Vorruhestand. Betriebsbedingte Kündigungen kann der Vorstand jedoch nicht ausschließen. Besonders die Zentralverwaltungen sind betroffen: Rund 40 % der Jobs in den Münchener Konzernzentralen werden gestrichen, während im flächendeckenden Agrarhandelsnetz nur moderat reduziert wird. Schon bis Mitte 2025 war über die Hälfte der geplanten Stellenstreichungen umgesetzt – ein Indiz, dass das neue Management um CEO Dr. Frank Hiller entschlossen handelt. Hiller, ein erfahrener Sanierer, hatte im Herbst 2024 das Ruder übernommen und den langjährigen Vorstandschef Marcus Pöllinger abgelöst. Ebenso wurde Finanzvorstand Andreas Helber ausgewechselt; seit April 2025 verantwortet Prof. Matthias Rapp das Finanzressort. Mit diesem Führungswechsel hat BayWa die Weichen personell auf Neuanfang gestellt.
- Filialnetz wird ausgedünnt: Auch im Vertrieb zieht BayWa die Reißleine. Eine Überprüfung aller Standorte ergab, dass 26 von gut 400 Niederlassungen wirtschaftlich nicht nachhaltig betrieben werden können. Diese sollen schrittweise bis 2027 geschlossen werden. Allein zehn Agrarhandels-Standorte in Bayern und Baden-Württemberg macht BayWa schon bis Ende 2025 dicht (darunter Lagerhäuser in Gars, Triftern, Schwandorf u.a.). Weitere Schließungen in der Fläche seien nicht ausgeschlossen, falls sich die Wirtschaftlichkeit nicht bessert. Für die betroffenen Landwirte bedeutet das zum Teil längere Anfahrtswege zu den verbleibenden BayWa-Lagerhäusern. Immerhin sollen die meisten Mitarbeiter der geschlossenen Filialen in anderen Niederlassungen weiterbeschäftigt werden. Agrartechnik-Werkstätten sind von der ersten Welle der Filialschließungen nicht betroffen. Zusätzlich trennt sich BayWa von Randaktivitäten und Auslandsgeschäften: Mehrere Tochtergesellschaften wurden verkauft (neben Cefetra z.B. Beteiligungen in Österreich).
- Fokus auf Kerngeschäft – Rückzug aus Risiko-Sektoren: Für die kommenden Jahre ist eine strategische Schrumpfkur geplant. BayWa will sich auf sein traditionelles Kerngeschäft konzentrieren – Agrarhandel (Getreide, Betriebsmittel), Agrartechnik und den Baustoffhandel – Bereiche also, die stabile Erträge versprechen. Das schwankungsanfällige Geschäft mit erneuerbaren Energien soll dagegen weitgehend neu aufgestellt oder teilweise verkauft werden. Zwar will BayWa am Zukunftsmarkt Ökostrom partizipieren, aber in fokussierterer Form: Die Tochter BayWa r.e. wird derzeit restrukturiert (Programm „r.e.power“) und auf projektierte Wind- und Solarparks plus Energiehandel fokussiert. Das margenarme Solargroßhandelsgeschäft etwa steht zur Disposition und soll mittelfristig veräußert werden. Die Gespräche mit dem bisherigen BayWa-r.e.-Minderheitsaktionär Energy Infrastructure Partners (EIP) über einen Einstieg als Mehrheitsgesellschafter sind jedoch im März 2025 gescheitert. Stattdessen schnürten BayWa und ihre Banken ein Refinanzierungspaket von 435 Mio. € für BayWa r.e., um dessen Transformation bis 2028 zu sichern. BayWa bleibt mit 51 % Mehrheitsaktionär der Erneuerbaren-Tochter, EIP behält 49 %. Mit einem umfassenden Finanzierungskonzept über insgesamt ~3 Mrd. € (inkl. Kredite, Garantien und der erwähnten 435 Mio. € Zusatzmittel) hat BayWa r.e. nun Mittel bis 2029 zur Verfügung. Dieses Geld – teils Bankdarlehen, teils Gesellschafterkredite – soll BayWa r.e. stabilisieren und Zeit für eine Neuausrichtung geben. Im Zuge dessen baut BayWa r.e. rund 350 Stellen ab und prüft weitere Portfolioverkäufe. Insgesamt passt der Konzern seine Größe dem härteren Markt an: Bis 2028 soll der Konzernumsatz von zuletzt 21 Mrd. € auf ca. 11 Mrd. € fast halbiert werden, während die Profitabilität deutlich steigen soll. BayWa wird also ein kleinerer, aber hoffentlich robusterer Konzern sein.
Diese Maßnahmen zeigen erste Wirkung. Schon im 1. Quartal 2025 lag BayWa nach eigenen Angaben über Plan und über Vorjahr – die ersten Ergebnisse der Sanierung seien positiv. In Q1/2025 sank der Umsatz zwar um 9,2 % auf 4,7 Mrd. €, doch durch Kosteneinsparungen konnte BayWa wieder ein leicht positives Ergebnis erzielen. Vorstandschef Frank Hiller spricht von „ersten Zeichen der Besserung“. Über die Hälfte der 1.300 Stellenstreichungen und ein Großteil der Filialschließungen waren bis Mitte 2025 bereits umgesetzt. Die BayWa-Aktie hat sich nach dramatischer Talfahrt vorerst stabilisiert: Von über 30 € Ende 2022 fiel der Kurs zeitweise unter 20 € (−35 % im Jahresvergleich) und notiert nach Bekanntgabe der Sanierungsschritte – bereinigt um die Kapitalerhöhung – bei etwa 9 € je Aktie. Anleger bleiben vorsichtig, honorieren aber die Fortschritte; die Frage ist nun, ob BayWa die Trendwende nachhaltig schafft.
Ist BayWa pleite? – Eine abschließende Einschätzung
Trotz aller Turbulenzen ist BayWa derzeit nicht pleite. Weder steckt das Unternehmen in einem Insolvenzverfahren, noch wurden Gläubiger oder Lieferanten bislang nicht bezahlt. Im Gegenteil – dank solidarischer Unterstützung der Eigentümer und Banken sowie des StaRUG-Plans konnte eine formelle Insolvenz abgewendet werden. Allerdings stand BayWa ohne diese Maßnahmen am Abgrund. Ohne die Sanierung wäre die Insolvenzgefahr akut gewesen, so viel ist klar. Der Konzern war faktisch zahlungsunfähig, bis das Rettungspaket griff.
Nun verfügt BayWa über eine Atempause bis 2028: Die Kredite sind gestreckt, frisches Kapital kommt herein und die Strategie wird gestrafft. Das Management spricht von einer durchfinanzierten Sanierung bis Ende 2028 – BayWa ist also vorerst über den Berg, zumindest was die Liquidität angeht. Auch der Staat musste bisher nicht eingreifen; eine direkte Staatshilfe war nicht nötig, da genossenschaftliche Geldinstitute und Anteilseigner einsprangen.
Dennoch bleibt BayWa ein Sanierungsfall. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob der Traditionskonzern den Turnaround schafft. Die Ziele sind gesetzt: Schuldenabbau, Fokus aufs Kerngeschäft und Rückkehr zu soliden Gewinnen bis 2028. Gelingt dies, könnte BayWa als gesundgeschrumpftes Unternehmen weiterbestehen. Misslingt es, drohen am Ende doch noch Insolvenz und Zerschlagung – ein Risiko, das zwar geringer geworden, aber nicht ganz gebannt ist.
Fazit: BayWa ist nicht pleite, aber nur knapp daran vorbeigeschrammt. Der Konzern lebt weiter, doch sein Schicksal hängt von der konsequenten Umsetzung der Sanierung ab. Für die Belegschaft, Aktionäre und vor allem die vielen Landwirte als Kunden bleibt zu hoffen, dass BayWa die Kurve bekommt – und dass die Frage „Ist BayWa pleite?“ endgültig mit Nein beantwortet bleiben kann.