Noch vor wenigen Jahren wäre ein Satiriker, der Anspruch auf hohe politische Ämter erhebt, nur ein müdes Lächeln wert gewesen. Aber in Zeiten, in denen Humoristen in das Europaparlament (wieder)gewählt werden (Martin Sonneborn) oder – wie in Italien – sogar Regierungsverantwortung übertragen bekommen und andererseits seltsame Menschen wie Donald Trump (USA) und Boris Johnson (Großbritannien) es überhaupt zum Staatschef schaffen und als solche den Irrwitz der Komiker mitunter noch weit übertreffen, muss man mit fast allem rechnen. Auch damit, dass Jan Böhmermann SPD Chef werden kann?

Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands sucht nach dem Rücktritt von Andrea Nahles nach einem neuen Vorstand – und zwar mit einer Art Casting, bei der sich die Kandidaten selbst ins Gespräch bringen und zur Wahl stellen können. Dieses Verfahren lockt einige Interessenten an (manche mehr, viele weniger erfolgversprechend), viele potenzielle SPD-Vorsitzende scheuen aber auch den Schritt.

Kann Böhmermann SPD-Kandidat werden?

Kurz vor dem „Einsendeschluss” der Bewerbungen trudelte nun noch eine Ankündigung ein, mit der wohl niemand gerechnet hat: Der Satiriker Jan Böhmermann kündigte in seiner ZDF-Show Neo Magazin Royale an, sich für die Spitzenposition der ältesten Partei Deutschlands zu bewerben! Mit einer standesgemäß ironischen Begründung: Der ehemalige Bundeskanzler Willy Brandt, eine der großen identitätsstiftenden Figuren der SPD, sei ihm im Traum erschienen und habe gesagt: „Du musst es machen, der Olaf (Scholz, Finanzminister und aussichtsreichster Kandidat auf den SPD-Vorsitz; Anm. d. R.) ist ’ne Pfeife.” Böhmermann sei bereit, die SPD zu retten, wenn man ihm dabei helfe.

In der Politik muss mit allem gerechnet werden

Und auf Hilfe wäre er im großen Stil angewiesen, wie der 38-Jährige auf der Website seiner Kampagne erläutert: „1. Formell muss die Kandidatur für den Parteivorsitz bis Sonntag um 18 Uhr eingereicht sein. 2. Ich brauche bis dahin die Unterstützung von fünf SPD-Unterbezirken, einem Bezirk oder einem Landesverband. 3. Ich brauche bis dahin eine gültige Mitgliedschaft in der SPD.”

Klingt alles in allem so, als stünden die Chancen eher schlecht, es überhaupt bis zur Kandidatur zu schaffen. Und noch einen Schritt weiter denkt er wohl selbst nicht in irgendeiner ernst gemeinten Form. Dass alles bis dahin sein voller, humoristischer Ernst ist und er das Ding so weit durchziehen wird, wie es ihm irgend möglich erscheint, dürfte jedoch außer Frage stehen. Und wenn uns die Politik in den letzten Jahres eines gelernt hat, dass man wirklich mit jedem Irrwitz rechnen muss – aber das hatten wir ja schon am Anfang …

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