Es war eine gespenstische Situation in Bratislava: Bereits am Freitagmorgen flogen zahlreiche Hubschrauber über der slowakischen Hauptstadt. Dass mein Besuch in der Donaustadt allerdings damit endete, dass ich als Terrorverdächtigter eingestuft wurde, habe ich nicht für möglich gehalten…

Es war Abreisetag für mich. Schnell wollte ich noch ein kleines Frühstück in der schönen Altstadt zu mir nehmen, und ein bisschen arbeiten. Ich parkte meinen Mietwagen in der Tiefgarage des Carlton-Hotels, direkt im Zentrum der Innenstadt. Die ersten Touristen haben ausgeschlafen und bevölkerten die Altstadt. Soweit ein normaler Freitag in einer Hauptstadt. Dann hörte ich die ersten Hubschrauber über der Stadt kreisen. Meinen Laptop zugeklappt und den letzten Kaffee ausgetrunken, begab ich mich Richtung Tiefgarage. Doch es waren auf einmal alle Zugänge zum Hviezdoslavovo námestie, dort wo sich die Tiefgarage befindet, gesperrt. Stattdessen überall Absperrungen und schwerbewaffnete Polizisten und Soldaten in der ganzen Stadt.

Terror in Bratislava?

Ich ahnte Schlimmes und fragte die Polizisten, was denn los sei und wie ich denn nun zu meinem Auto komme. Der freundliche Polizist meinte schließlich, dass heute ein „Gay-Pride” wäre und daher nun die Innenstadt abgeriegelt werde. Ich fragte mich, welchen Sinn eine CSD-Parade habe, wenn sie unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. Ich betonte, dass mein Auto im abgesperrten Bereich liegt. Kopfschüttelnd meinte sein Kollege, dass ich mich etwa vier Stunden gedulden muss. Damit wollte ich mich nicht zufrieden geben und fragte, ob ich denn in den abgesperrten Bereich könne, wenn ich denn schwul sei? Darauf hin lachte er und meinte, dass sich sämtliche Teilnehmer an der Parade vorher anmelden mussten.

„Endlich, nichts wie raus hier!”

Nach drei weiteren Versuchen, an anderen Zugängen zum Platz, hatte ich endlich Glück. Ich hielt einem weiteren Polizisten meinen Parkausweis hin, nun war der Weg frei auf einen gespenstisch leeren Platz, an dem sonst so viel Leben herrscht. Eskortiert von schwerbewaffneten Polizisten, wurde ich schließlich zur Tiefgarage gebracht. Ich dachte mir: „Endlich, nichts wie raus hier!”. Ich nutzte die leeren Straßen der Innenstadt und wollte auf schnellstem Wege auf die Autobahn.

Wollte ich. Bis ich von einem Sondereinsatzkommando unter Androhung von Waffengewalt gestoppt wurde. Sie waren sichtlich verwundert und verunsichert, als ich mit dem Auto angerast kam und fast auf die Parade gestoßen wäre. Hilfe, dachte ich mir, ich will doch nur auf die Autobahn. Offenbar durfte ich tatsächlich nicht in die Tiefgarage, jedenfalls nicht, um mit dem Auto herauszufahren. Kleines Verständigungsproblem bei der Polizei. Und nun kam er, der „Gay-Pride”, direkt vor meiner Nase.

Es war ein trauriger CSD. Klar, die Teilnehmer feierten, wenn auch eher aus Trotz. Denn es war niemand da, dem sie zujubeln konnten. Außer die mit Maschinenpistolen ausgestatten Spezialkräfte und zahlreiche Polizisten, die ihren Weg säumten — und ich fragte mich, ob ich wirklich gerade in einem EU-Land bin. Irgendwann war die Parade schließlich zu Ende und ich verließ nachdenklich und mit weichen Knien die Stadt.

Abends beobachtete ich die Twitter-Meldungen und stellte fest, dass parallel eine Gegen-Demonstration von Faschisten stattfand. Dies erklärt natürlich die massive Polizeipräsenz:

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