Neun Monate Corona in Deutschland: Die Gemüter sind erhitzt — und ich bin es auch! Neun Monate hin und her, auf und ab, wie die Hormone in einer Schwangerschaft. Ironie? Fest steht es ist und bleibt nach wie vor eine schwere Geburt. Irgendwie kriegt man es nicht in den Griff, sich an Regeln zu halten und die Zahlen sinken zu lassen. Wie kann das denn sein? Woran hakt’s? Meiner bescheidenen Meinung nach liegt das insbesondere an der Mentalität vieler Deutscher…

Ich weiß, dass die meisten Deutschen mit der Corona-Pandemie und den Maßnahmen nach wie vor einsichtig und vor allem umsichtig umgehen. Allerdings weiß ich auch, dass unser Land gespalten ist in zwei Meinungen. Das ist okay und das ist normal – wir sind nicht alle immer einer Meinung und jeder hat ein Recht darauf, seine eigene Meinung zu haben und zu vertreten. Viele dieser Meinungen gehen jedoch über alles hinaus, was logisch und moralisch vertretbar ist. Insbesondere in den sozialen Medien stoße ich immer wieder auf solche Individuen und ihre Hasskommentare, ihre Hassmeinungen und ihre Hassansichten. Wieso ist da so viel Hass? Wir befinden uns in einer globalen Pandemie – das Allerletzte, was wir da gebrauchen können ist Hass! Oder gewaltsame Demonstrationen von rechtsradikalen „Querdenkern“, die im Grunde weder quer noch geradeaus, sondern absolut gar nicht denken!

Was ist überhaupt mit diesen ganzen Verschwörungstheorien, die irgendeinem dystopischen Sci-Fi-Roman entsprungen sind? Der Roman Brave New World, in dem Embryos und Föten genetisch kontrollierbar gemacht werden, ist bereits 1932 veröffentlicht worden. Wenn irgendwer vor gehabt hätte, uns per Genmanipulation hörig zu machen, dann wäre das schon längst passiert –  dazu wartet niemand bis mal ein Impfstoff für ein Lungenvirus, das im Jahr 2020 die Welt brach legt, entwickelt wird. Die meisten Querdenker haben doch sowieso in der Schule die meiste Zeit geschlafen, wie es scheint, und auf einmal wollen sie alle die Komplexität der Genmanipulation verstehen?

Corona in Deutschland: Nicht die Politik, sondern das Volk macht die Fehler!

Zum Thema „Die Politiker verarschen uns doch alle wo sie nur können“: Nein! Sie verarschen uns nicht! Fast 70 Millionen Corona-Fälle  und fast 1,6 Millionen Todesfälle weltweit sind keine Lüge, sondern ein simpler, tragischer Fakt! Und unsere Politiker tun ihr bestmögliches, um uns zu schützen – auch wenn das harte Maßnahmen, die bei uns in Deutschland immer noch nicht hart genug sind, verlangt und auch die Wirtschaft leider herunterschraubt. Ja, es ist dramatisch. Und ja, es ist schlimm, keinen Umsatz zu machen. Aber Profit darf niemals wichtiger sein als die Gesundheit und das Leben von Menschen. Politiker sind sich dessen auch bewusst. Es sind jedoch angesichts der erschreckenden Zahlen mehr als nötige Maßnahmen. Und wir können uns glücklich schätzen, in einem so politisch lockeren Land, in dem Demos überhaupt geduldet werden, zu leben. Macht man sowas mal in Ländern wie etwa Nordkorea oder Russland, dann braucht man kein Corona mehr, das einem den Gar ausmacht.

Unsere Bundeskanzlerin hätte es in ihrer letzten Rede nicht besser und deutlicher sagen können, worum es wirklich geht und worum es gehen MUSS! Es ist immer leicht, den Finger auf die Politiker, die Bösen dort oben, zu richten. Zu kritisieren, zu meckern und zu verurteilen – ohne eine solide und geistig vertretbare Grundlage noch dazu. Würden diese Leute jedoch einen einzigen Tag die politische Regierung in solch einer Krise übernehmen müssen, wären sie die ersten, die Burnout bekämen und weinend kapitulieren würden.

Sicherlich machen Poltiker Fehler, auch bei uns in Deutschland wurden oft Fehler gemacht; aber in dieser Pandemie macht die Politik alles richtig – lediglich das Volk macht die Fehler! An Frau Merkels Stelle hätte ich schon längst dem Volk ihrem Schicksal überlassen. „Wenn sie es so wollen, dann sollen sie es doch selbst in den Griff bekommen.” Tut sie aber nicht! Und warum? Weil sie eine Verantwortung für 83 Millionen Menschen hat, die sie auch übernimmt. Wir hingegen haben die Verantwortung für die Älteren und Schutzbedürftigen, vielleicht zwei Hände voll von Menschen, in unserem Umfeld —  und selbst das kriegen so viele Deutsche einfach nicht hin!

„Verzicht? Ohne mich!” Uns geht es einfach viel zu gut!

Ist es Dummheit, Trotz oder Ignoranz? Nein. Es geht uns allen einfach viel zu gut! Warum sonst würden so viele tatsächlich in vollem Ernst behaupten, dass man in unsere Grundrechte eingreift und uns unserer Freiheit beraubt? Wir haben zu viel und wollen immer mehr. Wir haben alles und wollen nichts abgeben. Verzicht? Kennen wir nicht, können wir nicht! Partys, Urlaub, Halligalli bis zum Anwinken – all das ist für uns unverzichtbar! Wir brauchen das, ohne gibt es kein Überleben! Maske tragen? Unzumutbar und ein massiver Eingriff  in unser Recht.

Fragen wir doch mal unsere Groß- und Urgroßeltern, sofern wir diese noch haben, was Verzicht ist und was Opferbringen heißt. Die haben mindestens einen Krieg miterlebt; die hatten nichts, außer sich selbst und haben sich dennoch nie beklagt. Sie mussten trotzdem da durch — gemeinsam, nicht gegeneinander. Und heute sind viele von ihnen in Heimen und können ihre Familien nicht sehen, weil es die Pandemie nicht erlaubt und weil zu viele Leute ihnen dies offenbar nicht mehr möglich machen wollen. Diese Leute missachten die Regeln und treten alles mit Füßen, was ansatzweise mit Respekt und Verantwortung zu tun hat. Die Alten sind diejenigen, die sich beschweren müssten – tun sie aber nicht, sie kennen Leid und schwere Krisen noch von früher, als Deutschland und seine Generationen noch nicht so selbstgefällig und verwöhnt waren. Wir jungen Menschen werden  wieder bessere Zeiten erleben — aber ob die alten Menschen nach der Pandemie noch dazu kommen werden, je länger wir diese andauern lassen, ist die andere Frage.

Wieso klappt es in Japan so gut, die Pandemie einzudämmen? Weil sich dort jeder an die Regeln hält und bereits vor Corona keiner doof angeguckt wurde, wenn man eine Maske trug. Und weil dort niemand auf die leiseste Idee kommen würde, auf die Straße zu gehen und für seine Rechte zu demonstrieren. Wir müssen das! Während weltweit Menschen an einem Virus sterben, die nicht daran sterben müssten, oder die Älteren verschanzt in Heimen unter der Isolation leiden, heulen wir —  über Partys die wir nicht feiern können; oder das beschissene Essen, das wir nicht im Restaurant essen können; und über die Maske, die wir mal 20 Minuten im Supermarkt tragen müssen, damit wir unseren Siff bei uns behalten und den der anderen nicht abbekommen.

Diese „Luxusproblem”-Mentalität muss weg

Selbstverständlich spreche ich hier allgemein und nicht von jedem Deutschen. Die meisten von uns, das weiß ich, verfügen über den nötigen Respekt und Verantwortungsgefühl im Umgang miteinander — und das schenkt Hoffnung und beruhigt mich. Aber zu viele wissen das einfach nicht und diese Menschen – samt ihrer Ansichten – kotzen mich an! Es ist die Mentalität, an der viele in Deutschland und Europa arbeiten müssen. Die Selbstverständlichkeit des Seins und des Luxus, dieses partout alles Ablehnen, das nicht dem Ideal unserer „Ersten Welt“ samt seiner Luxusprobleme entspricht.

Womöglich bringt ja der nächste harte Lockdown nochmal ein paar Gemüter dazu, sich zu besinnen (ich habe jedoch meine Zweifel). Es ist ja schließlich Weihnachtszeit, da besinnt man sich ja doch traditionsgemäß schon mal eher. Vielleicht zeigt auch zu Beginn des Jahres der Impfstoff einen positiven Effekt auf die Zahlen und auf die Gesamtlage. Wer weiß, womöglich ist der Frühling des nächsten Jahres auch der symbolische Neubeginn. Es wäre wünschenswert, für alle Menschen weltweit, endlich aus diesem Strudel hinaus zu kommen und wieder sicher an Land zu schwimmen.

Ich habe so etwas wie diese Sitaution noch nie miterlebt. Es muss damals im Krieg ähnlich gewesen sein. Das wissen nur die, die dabei waren. Und die sagen vielleicht: „Das, was wir jetzt durchmachen, ist harmlos dagegen!” Eines hat mir die Pandemie und das Jahr 2020 aber definitiv bewusst gemacht: Mit dieser Mentalität, die viele an den Tag legen,  kommt man in Krisen nicht weiter — und es wird bis ans Ende der Zeit noch viele Krisen geben.

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