Vor 75 Jahren landeten am D‑Day mehr als 150.000 US-Amerikaner, Briten und Kanadier in der Normandie, um Europa vom Regime des nationalsozialistischen Deutschlands zu befreien. Einer von ihnen: Theodore Roosevelt Jr., Sohn des berühmten US-Präsidenten „Teddy” Roosevelt.
Es ist nur eines von weit über 9.000 Gräbern auf dem berühmten US-Soldatenfriedhof in der Nähe des kleinen Dorfes Colleville-sur-Mer in der Normandie. Doch das Kreuz, das die letzte Ruhestätte von Theodore Roosevelt Junior kennzeichnet, fällt schnell auf. Ein Seil ist um die Grabstelle gespannt, über dem Namen ein goldener Stern in den weißen Marmor gemeißelt und darunter glänzt der Schriftzug: Medal of Honor.
D‑Day: Roosevelt landete mit Gehstock statt Gewehr
Die höchste Auszeichnung des US-Militärs wurde ihm „für Tapferkeit und Unerschrockenheit angesichts von Gefahr für sein eigenes Leben” verliehen. Für seine Leistungen bei der vielleicht wichtigsten Operation im Zweiten Weltkrieg: der alliierten Landung in Frankreich.
Dass der Sohn von US-Präsident Theodore Roosevelt (1901 – 1909) den D‑Day überhaupt überlebt hat, gleicht einem Wunder. Mehr als 4.400 alliierte Soldaten starben im Kreuzfeuer deutscher Gewehre und Kanonen an nur einem Tag. Und inmitten dieses Infernos aus Stahl, Sand, Feuer und Blut: Ein 56-jähriger Mann am Gehstock, gezeichnet von Arthritis und anderen Folgen seiner Verwundungen aus dem Ersten Weltkrieg.
Embed from Getty ImagesAm D‑Day war „Ted” Roosevelt Jr. der älteste und ranghöchste Amerikaner, der mit der ersten Welle an Land ging — und der einzige General. Er hatte seinen Vorgesetzten, General Raymond Barton, zuvor mühsam überreden müssen, gemeinsam mit den einfachen Soldaten und Offizieren in die Landungsboote steigen zu dürfen. Ein Todesurteil für den gealterten und gesundheitlich angeschlagenen Mann, wie Barton glaubte.
Aber Roosevelt überstand die Invasion. Und nicht nur das: Mit Ruhe und Umsicht organisierte er das Chaos am Strand, nachdem die Boote wegen starker Strömungen das eigentliche Ziel weit verfehlt hatten. Die Mission, die so leicht hätte zum Fehlschlag werden können, gelang dank des Generals am Gehstock, der die landenden Soldaten trotz des Beschusses aufrecht stehend empfing und mit berühmt gewordenen Worten stoisch erklärte: „Wir werden den Krieg von genau hier aus starten!”
Innerhalb eines Tages konnten so rund 21.000 Männer an Land gebracht und der Angriff auf das französische Inland vorbereitet werden. Doch die Befreiung von Paris am 25. August 1944 erlebte Roosevelt nicht mehr. Nur einen Monat nach der Landung starb der 56-Jährige abseits der Front an einem Herzinfarkt. Begleitet von berühmten Generälen wie Omar Bradley oder George Patton, die als Sargträger dienten, wurde er schließlich an der Seite seines jüngeren, im Ersten Weltkrieg gefallenen Bruders Quentin in Colleville-sur-Mer bestattet.