Alltagsrassismus, Polizeigewalt, Diskriminierung – der Fall George Floyd hat auf tragische Weise dafür gesorgt, dass wir uns entscheidende Fragen rund um das Thema Rassismus stellen und auf diese auch Antworten finden müssen. Aktuell war diese Frage jedoch schon immer – das zeigt ein Interview, in dem David Bowie 1983 MTV fragt, warum der Sender eigentlich keine Lieder von schwarzen Künstlern spiele …

„Ich bin überwältigt von der Tatsache, dass so wenige schwarze Künstler [auf MTV] zu sehen sind”

Es ist 37 Jahre her, seit David Bowie mit seinem Album Let’s Dance seinen kommerziell größten Hit einfuhr. In eben diesem Jahr führte er ein Interview mit MTV, dem coolsten und hippsten Sender, den die weltweite TV- und Medienlandschaft zu bieten hatte. Wie ein Interview funktioniert, weiß jeder – auch Bowie: Der Moderator stellt Fragen und der interviewte Gast beantwortet diese. Doch dem Superstar brannte offenbar eine wichtige Frage unter den Nägeln, sodass er den Frage-Antwort-Spieß kurzerhand umdrehte und VJ Mark Goodman fragte, warum der Musiksender eigentlich so gut wie keine Musikvideos von schwarzen Musikern ausstrahlen würde.

„Ich bin überwältigt von der Tatsache, dass so wenige schwarze Künstler [auf MTV] zu sehen sind”, sagte Bowie damals. Dass er mit dem Begriff „überwältigt” keine positiven Gefühle ausdrückte, sollte klar sein und so versuchte Goodman, die Situation zu retten. Spoiler: Er manövrierte sich geradewegs in eine schier ausweglose Situation. Er entgegnete auf die Bowie-Frage nämlich, dass er zwar „versucht habe, sich in diese Richtung zu bewegen”, es dabei jedoch ein Problem gebe. Denn MTV werde ja nicht nur an der Küste ausgestrahlt, sondern auch „in einer Stadt im Mittleren Westen, die von Prince,  den wir spielen, oder einer Reihe anderer schwarzer Gesichter und schwarzer Musik zu Tode erschreckt würde.”

Wie David Bowie 1983 MTV auf eine „erschreckende Zwangslage” hinweist

Die große Rechtfertigungsrunde des Moderators war damit eröffnet und Goodman versuchte krampfhaft zu erklären, dass immerhin auch andere große Radiosender Musik von schwarzen Interpreten nicht spielen würden. Seine Argumentation: „Was bedeutet diese Musik für einen 17-Jährigen? Nun, wenn man mit diesen Typen telefoniert, wie ich es zum Beispiel beim Radio tat, kann das beängstigend sein.” Bowie unterbricht den VJ daraufhin: „Also, ich werde Ihnen sagen, was es bedeutet. Ich werde Ihnen sagen, was vielleicht The Isley Brothers oder Marvin Gaye für einen schwarzen 17-Jährigen bedeuten. Denn auch er ist ein Teil Amerikas … Finden Sie nicht, dass wir uns in einer erschreckenden Zwangslage befinden?”

Während Goodman sichtlich unruhig nach Worten sucht, bleibt Bowie seelenruhig auf seinem Stuhl sitzen, lässt sich auf eine konstruktive Debatte ein – etwa viereinhalb Minuten lang dauert die Diskussion zwischen dem Sänger und dem VJ,die zeigt: Rassismus war immer da, war niemals weg.

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