Der Tod von TV-Legende Dieter Thomas Heck (†80) erschüttert aktuell viele Menschen im deutschsprachigen Raum. Und auch mich als Kind der ZDF-Hitparade macht diese Nachricht betrofffen. Ebenso wie die Tatsache, dass ich bei meiner Suche nach einem Nachruf, der diesem facettenreichen Menschen gerecht wird, auf den inTouch-Artikel mit der reißerischen Überschrift „Dieter Thomas Heck: Adieu, Mr. Hitparade! Es ist so traurig!” stieß. Das Problem: Zu diesem Zeitpunkt war Dieter Thomas Heck noch nicht tot.

Zwei Tage vor seinem Tod schickte das Bauer-Blatt bei Facebook einen Post in die Welt hinaus, der so makaber und unappetitlich daherkommt, dass ich den Verantwortlichen jedes Fünkchen von Empathie absprechen muss. Mit den Worten „Dieter Thomas Heck war einzigartig als Moderator. Das ist vorbei!” teaserte die inTouch-Redaktion ihren eigenen Artikel an.

Das mag zwar faktisch nicht angreifbar sein, lässt zumindest aber aus emotionaler Sicht jeglichen guten Geschmack vermissen. Vor dem Hintergrund, dass die gesundheitlichen Probleme der TV-Legende längst bekannt waren, unterstelle ich als Autor dieses Artikels ein bewusstes Spiel mit dem Tod — und zwar nur um Klickzahlen zu generieren.

Der Kick mit den Klicks hat Grenzen

Ich spreche mich nicht davon frei, auch schon dem verführerischen Duft des Clickbaitings erlegen zu sein. Ich gebe zu: Der Kick, mit dem einen oder anderen Trick die Analytics-Zahlen in die Höhe zu treiben, hat einen gewissen Reiz. Doch es gibt Grenzen! Und diese sind bereits dann überschritten, wenn man nur darüber nachdenkt, sich das Leid eines Menschen — ja einer gesamten Familie und eines Freundeskreises — zu Eigen zu machen, nur um sich einen Kick mit den Klicks zu verschaffen.

Es geht mir nicht darum, der kompletten Yellow Press ihre Daseinsberechtigung abzusprechen. Es geht mir darum, an der Menschlichkeit eines jeden einzelnen Redakteurs (und Lesers) zu appellieren und zu prüfen, inwiefern uns diese Form der Berichterstattung weiterbringt. Ich lasse das einfach mal so stehen — mit vier Worten, die bei vielen „Klatschzeitungen” auf Heavy-Rotation laufen: „Es ist so traurig!”. Ist dir schonmal aufgefallen, dass nahezu jede vermeintliche Schock-Nachricht mit Hilfe des Begriffs „traurig” anmoderiert wird? Das Portal Übermedien wies auf diese Strategie in einem Artikel hin, der das Spiel mit dem Tod anhand des Beispiels Dieter Thomas Heck aus meiner Sicht treffend aufzeigt.

Auch ich habe ein paar Beispiele hervorgekramt — angefangen mit der Nachricht, dass Dieter Thomas Heck tot sei, obwohl er es zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht war:

1

Schock-Diagnose für Barbara Schöneberger

Auflösung: Es geht darum, dass ein Psychotherapeut die Vermutung geäußert hatte, dass die Moderatorin eine Midlifecrisis haben könnte.2

„Prinz Philip – es geht zu Ende”

Aufläsung: Die Aktuelle legte einige „Beweisfotos” vor, die das nahende Lebensende von Prinz Philip dokumentieren sollten. Ohne Worte! Übrigens: Der inzwischen 97-jährige Ehemann der Queen besuchte anderthalb Jahre (!) später sogar die Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle.

©Print-Ausgabe „Die Aktuelle” / Foto3

Hiobsbotschaft für Karel Gott

Auflösung: Die Hiobsbotschaft besteht darin, dass er einen (!) Auftrittstermin abgesagt hat.4

Schlimme Nachrichten zu Karl Lagerfeld

Auflösung: Angeblich wurde der Modemacher in Saint-Tropez gesehen und wirkte angeschlagen.5

Abschied von Dieter Thomas Heck

Auflösung: Aus dem Artikel geht hervor, dass die TV-Legende krankheitsbedingt nicht mehr auf die Bühne zurückkehren werde.

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