Ende der Zeitumstellung 2021: Wenn wir sonst keine Probleme haben …
Am kommenden Wochenende steht die Umstellung auf die Sommerzeit an. Vielleicht zum vorletzten Mal: Am 26. März hat das EU-Parlament für ein Ende der Zeitumstellung gestimmt. Ein Problem damit werden die wenigsten haben — aber die Relevanz des Themas will sich mir nicht so recht erschließen.
Keine Frage: Die Umstellung zwischen Sommer- und Winterzeit (Letztere ist übrigens die „Normalzeit”) ist eigentlich höchst sinnlos. Sie bringt Schlafrhythmen durcheinander und zwingt einem zwei Mal im Jahr einen weiteren Punkt auf der To-Do-Liste auf… einen ziemlich marginalen, aber angesichts seiner völligen Irrelevanz umso nervigeren. Dass es eigentlich keinen guten Grund dafür gibt, zeigt schon die Geschichte dieses leidigen Themas: Ihre Ursprünge hat sie in strategischen Erwägungen in beiden Weltkriegen, in denen man einfach Tageslicht gewinnen wollte, um mehr Zeit zum Töten zu haben (Erster Weltkrieg) oder Energie zu sparen (Zweiter Weltkrieg). Nach jedem Krieg wurde sie abgeschafft und nach der Ölkrise in den Siebzigern wieder aufgegriffen, abermals in der Hoffnung eines energiesparenden Effekts. Zunächst wohlgemerkt nur von Frankreich, gefolgt von den anderen europäischen Ländern, um Verkehr und Wirtschaft einheitlicher gestalten zu können.
Wenn jetzt selbst die massiv von wirtschaftlichen Interessen angetriebene EU für eine Abschaffung stimmt, scheint nicht mal mehr Letzteres Relevant zu sein. Logische Konsequenz: Weg damit! Staunen lässt mich dabei nur, dass diesem Thema so viel Mühe gewidmet wird. Vor einigen Monaten gab es eine großangelegte Volksabstimmung zu dem Thema. In ganz Europa haben sich gerade einmal 5 Millionen Menschen daran beteiligt — davon 3 Millionen in Deutschland. ganz offensichtlich bin ich längst nicht der einzige, dem die Umstellung nichts bringt, dem sie aber auch viel zu egal ist, um sich darüber zu ereifern. Der Verdacht drängt sich auf, dass die EU in erster Linie ein belangloses Thema nutzen will, um den Anschein zu erwecken, sich für die Interessen der „einfachen” Bevölkerung zu engagieren. Und beweist damit letztlich vor allem, dass sie fernab der Lebenswelt dieser Menschen denkt und agiert.
Ende der Zeitumstellung: Beschäftigungstherapie für die EU
Es ist ja auch nicht so, dass das Thema jetzt mit einem Handstreich erledigt wäre: Das Ende der Zeitumstellung bringt den ganzen trägen und teuren EU-Mechanismus in Bewegung — und eine tatsächliche Umsetzung des Vorhabens ist dabei noch nicht einmal sicher! Erst einmal müssen sich alle Mitgliedsländer auf einen Kompromiss einigen, dem dann letztlich auch der Ministerrat noch zustimmen muss. Da jedes Land eigene Interessen hat und für sich selbst entscheiden muss, ob als alleinige dann Sommerzeit oder Winterzeit gelten soll, sind Uneinigkeiten vorprogrammiert — und aus rechtlichen Gründen kann keinem Land eine Entscheidung aufgezwungen werden … Und da sich vor allem Wirtschafts- und Verkehrsvertreter vor einem zeitlichen Flickenteppich fürchten, werden auch die Lobbyisten bei dieser EU-Entscheidung kräftig mitmischen.
Von mir aus kann die Zeitumstellung liebend gerne abgeschafft werden — aber vor dem endlosen politischen Hickhack in der EU, von dem ich in Sachen Brexit schon die Nase gestrichen voll habe, graut mir jetzt schon. Da würde ich im Zweifelsfall lieber weiterhin zwei Mal im Jahr die Uhr umstellen müssen …