Ist ein:e Künstler:in verrückt, wirkt seine Kunst meistens umso authentischer. Das zumindest behauptet eine Forschung des European Journal of Pychology, die besagt, dass Menschen bestimmte Kunstwerke bevorzugen, wenn sie die Schöpfer als exzentrisch und schräg wahrnehmen.
Leider war das in der Kunstgeschichte nicht immer der Fall. Oft wurden die Schriftsteller, Maler, Musiker und andere Künstler zu Legenden, nachdem sie die Welt verlassen haben. Vincent van Gogh konnte zu Lebzeiten nur ganz wenige Bilder von seinen 1.800 Werken verkaufen und lebte somit in armen Verhältnissen.
Er hatte kein einfaches Leben, so wie die meisten Künstler:innen aus der Vergangenheit und auch aus der Gegenwart. Oft verbergen sich hinter ihren genialen Fähigkeiten und Talenten eine nicht greifbare Tragik. Es sind nicht nur Äußerlichkeiten, die ihr Leben geprägt haben. Van Gogh war zunächst Prediger, bevor er mit 27 entschied, sich der Kunst ganz zu widmen. Je tiefer er in die Arbeit eintauchte, umso größer wurden die Schwierigkeiten zwischen ihm und seiner Familie bzw. seinen Freund:innen. Die Beziehung zu einer schwangeren Prostituierten machte es noch komplizierter. Nicht nur seine Gemälde sind berühmt, auch seine Leidensgeschichte dahinter wird oft damit verbunden. In einem Anfall schnitt er sich das Ohr ab. Seine Depression und Epilepsie-Krankheit führten ihn zum Suizid.
Wenn Künstler:innen verrückt oder exzentrisch sind
Ähnliche Biografien von Künstler:innen zeigen, dass Genialität und Wahnsinn ganz nah beieinander liegen. Es scheint so, als ob das eine Extrem das andere bedingt. Doch warum interpretieren wir diese Exzentrik als Quelle der Inspiration? Es gibt auch ausreichend Beispiele von Schriftsteller:innen und Maler:innen, die mit Fleiß, Übung und Disziplin großartige Werke erschaffen haben. Anscheinend sind wir als Rezipienten so konditioniert, dass es nur eine Nische für Menschen mit psychischen Störungen gibt, die den gesellschaftlichen Normen entspricht: Kunst.
Auch heute bieten viele Kliniken für psychische Erkrankungen verschiedene Therapie-Methoden an, wie die Kunst-Therapie. Tatsächlich ist es auch für viele die einzige Möglichkeit, mit ihren Dämonen zurechtzukommen. Dabei ging es vielleicht nicht mal darum, Kunst zu erschaffen, sondern ein Ventil zu finden, um den Gefühlen Ausdruck verleihen. Es gab zwar viele Vertreter der Kunsttheorie „L’art pour l’art“ (die Kunst um der Kunst willen), was so viel heißen würde, dass das erschaffene Werk nicht zweckbestimmt ist. Doch folgende Künstler:innen zeigen, dass sie nicht anders konnten, als mit der Kunst zu kompensieren.
1Vincent van Gogh
Er litt an Epilepsie und angeblich an Schizophrenie. Das behaupten zumindest die Analytiker:innen seiner Biografie. Basis dafür sind seine Briefe an seinen Bruder Theo und auch seine Werke: „Ich arbeite auf Hochtouren, das tut mir gut und verjagt die abartigen Gedanken.“ Nicht zu übersehen natürlich auch seine Handlungen: Seine Wahnvorstellungen und Angstattacken brachten ihn dazu, seinen Freund mit einem Messer zu bedrohen und sich dann selbst am Ohr zu verletzen.
Ernest Hemingway
Er bewegte sich zwischen seiner Depression und schwerem Alkoholkonsum. Man sagt, dass er auch eine bipolare Störung hatte. Sein Vater, Clarence Hemingway, hatte Diabetes und eine Herzkrankheit. Zusätzliche finanzielle Schwierigkeiten, gepaart mit einer Depression brachten ihn dazu, Suizid zu begehen. Für dasselbe Schicksal entschied sich Ernest 33 Jahre später auch.
3Michelangelo
Michelangelo war angeblich Autist. Er hasste es, mit anderen zu reden oder zu kommunizieren. Auch die Beerdigung seines Bruders besuchte er nicht. Noch dazu zog er sich kaum um. Reinigungsrituale hatte er im Prinzip nicht. Vor dem Waschen graute es ihm.
4Frida Kalhlo
Embed from Getty ImagesFrida Kahlo war schon immer eine Rebellin und anders als die anderen. Nach ihrem schweren Unfall litt sie an Depressionen und den psychischen Folgen ihrer starken Schmerzen. Auch sie verwandelte all ihre bösen Gedanken in Kunst.
5Lord Byron
Embed from Getty ImagesEr schrieb Don Juan. Und er war verrückt. Aber schön verrückt. Als er in Cambridge studierte, nahm er immer seinen Hund mit auf das Campus-Gelände. Das war gegen die Studienvorschrift. Nach kurzer Recherche hat er gemerkt, dass es kein Verbot für Bären gab. Also besorgte er sich kurzerhand einen Hausbären und nahm ihn immer fleißig mit zu den Vorlesungen.
6Mark Rothko
Ein Gemälde von ihm ist mittlerweile fast 50 Mio. Euro wert. Er war manisch-depressiv und schnitt sich 1970 in seinem Atelier die Pulsadern auf.
7Edvard Munch
Er litt sehr stark unter Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Ständig dachte er, dass der Tod vor seiner Tür steht.
8Ludwig van Beethoven
Ein Genie. Seine Sinfonien sind für die Ewigkeit. Auch er litt jedoch an einer bipolaren Störung und versuchte, diese mit Opium und Alkohol zu unterdrücken.
9Edgar Allan Poe
Embed from Getty ImagesEr war alkoholsüchtig und galt als neurotisch. „Der Mann, der niemals lächelt“. Starke Depressionen verfolgten ihn und auch er versuchte es mit Alkohol zu betäuben.