Hip-Hop steht weltweit für die Stimme der Randbevölkerung. So auch in Grönland. Das arktische Land ist geprägt von einem Kontrast zwischen Moderne und Tradition, weiten geografischen Abständen und der Suche nach einer gemeinsamen, von Geschichte geprägten Identität. Grönländischer Rap greift diese Themen auf und mixt traditionelle Inuit-Musik mit einem lauten Sound, der auch das Festland erreicht.

Grönlands Geschichte vereint verschiedene Völker. Die Inuit, eine indigene arktische Volksgruppe, gehörten dabei zu den ersten Einwanderergruppen der Insel. Ihre Traditionen prägen bis heute die grönländische Kultur. So auch in der Musik: Unabhängig vom Genre ist die grönländische Musikszene gekennzeichnet von der eigenen Landessprache, von nationalen Themen und inuitischen Symbolen. Künstler:innen spielen vorwiegend für das inländische Publikum und vereinen damit die Menschen auf der größten Insel der Welt – und das, obwohl so viele Kilometer zwischen ihnen liegen.

Unsplash/Annie Spratt

Die Hip-Hop-Stimme der modernen Inuit-Musik in den 1990ern

Zu Beginn noch als Stimme der marginalisierten Inuit-Bevölkerung, hat grönländischer Hip-Hop mit den Rap-Künstler:innen Nuuk Posse in den 1990ern Kultstatus und somit auch alle anderen sozialen Schichten des Landes erreicht. Die Musiker:innen sind bekannt dafür, ihre leicht humoristischen Texte auf Grönländisch, Dänisch und Englisch zu schreiben. Ein Sound, der traditionelle Gesänge der Inuit mit modernem Hip-Hop vermischte, gesellschaftskritische Themen aufgriff und damit junge Grönländer:innen an ihre Identität als Inuit erinnerte: Nuuk Posse hatte es geschafft, ein großes Publikum zu versammeln und grönländischen Hip-Hop auch auf internationalen Konzerten in Kanada und Europa zu etablieren. In Dänemark hingegen sind sie nie aufgetreten.

Neue Standards im grönländischen Rap

Mit den Rappern der Gruppe Prussic entwickelte sich die Hip-Hop-Szene in den darauffolgenden Jahren verstärkt zu einem Teil der Subkultur und verdeutlichte, welche unangenehmen Themen in der Gesellschaft mithilfe von Musik aufgearbeitet werden müssen. Sie kritisierten ihre Eltern hart für Vernachlässigungen in der Fürsorge und brachen damit Tabus in einer Gesellschaft, die solche Themen traditionell nicht ausspricht.

Tradition meets Hip-Hop meets Elektro

Seit 2005 ist der Rapper Peand-eL Teil der grönländischen Hip-Hop-Szene. Als Sohn eines reisenden Fischers und einer Mutter mit Alkoholproblem spricht er in seinen Songs gesellschaftsrelevante Themen wie Vernachlässigung in der Kindheit und Suizid an. Zudem experimentiert er mit neuen Sounds: Er kombiniert in „Kunngiitsuuffik“ gemeinsam mit dem Musiker Uyarakq, der u. a. simple elektronische Musik mit nichts mehr als einem alten Nintendo Gameboy produziert, zwei Musikgenres und belebt damit grönländische Klassiker neu.

Vom Wiederfinden der Inuit-Identität

Rapper Peand-eL und DJ Uyarakq produzieren mit dem aktuell erfolgreichsten Rapper: Tarrak. Er gehört zu den wichtigsten Talenten der dritten Welle des grönländischen Raps und spricht mit seinen Songs der jungen Generation aus der Seele: das Wiederfinden einer Inuit-Identität und der alltägliche, oft biografische Konflikt in einem modernen und unabhängigen Grönland. Er rappt in seiner Muttersprache Kalaallisut und hat 2016 sein Debütalbum „FxGxS“ veröffentlicht. Der Song „Tupilak“ wurde zu einem großen viralen Hit und thematisiert dänische Vorurteile und Rassismus gegen die Grönländer:innen. Sein besonderes Talent: Tarrak teilt harsche Kritik am kolonialistischen Denken aus und schafft es gleichzeitig, Grönländer:innen zu ermutigen, für sich, ihre Identität und ihre Kultur einzustehen.

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