Als Kind wurde sie von den Erwachsenen oftmals als mürrisch und streitlustig wahrgenommen. Als Keyboarderin bei Ideal kokettierte sie mit eben diesen Attributen und performte ihre Songs entsprechend energisch – und laut. Doch auch von ihrer emotionalen und ruhigen Seite zeigte sie sich, als sie mit Ich + Ich nochmal so richtig durchstartete. Annette Humpe ist nicht nur die Queen von Berlin. Annette Humpe ist die Frau, die deutschsprachige Musik zu dem gemacht hat, was sie ist.

Annette Humpe hat in ihrem Leben zwei große Lieben erlebt: die zur Musik und die zu Berlin. In der Hauptstadt konnte sie sich voll und ganz entfalten, ihre Leidenschaft für die Musik nicht nur entdecken, sondern auch voll und ganz ausleben. In Köln studierte sie zuvor Musik und Komposition, doch das, worin sie eigenen Angaben zufolge am besten war, wurde während der Ausbildung nicht gefördert: hören und improvisieren.

„Man konnte nicht sehen, wie ängstlich und verletzt ich in Wirklichkeit bin”

Ihre erste Band hieß Neonbabies. Danach wurde Annette Humpe Keyboarderin bei Ideal und sollte damit zu einer der prägendsten Vertreterinnen der Neuen Deutschen Welle werden. Ihr Blick und ihre Art zu singen sollten immer ein wenig mürrisch und streitlustig bleiben – der Ruf der scheinbar Unnahbaren wurde zu ihrem Markenzeichen. Später sagte sie über diese Zeit einmal: „Bei Ideal, das war natürlich eine Rolle. Diese Mütze auf und immer grimmig gucken. Das war ja auch ein Schutz. Man konnte nicht sehen, wie ängstlich und verletzt ich in Wirklichkeit bin. Da wurde auch jedes Lied fast geschrien.”

Drei Erfolgsalben und jede Menge Hits später löste sich Ideal im Jahr 1983 auf. Das Ende der Musik sollte das Aus der Band für Annette Humpe jedoch nicht bedeuten. Als Humpe und Humpe stand sie schon bald mit ihrer jüngeren Schwester Inga auf der Bühne, ehe es ruhiger um sie wurde. Vermeintlich ruhiger zumindest. Denn Annette Humpe zog von nun an vielmehr im Hintergrund musikalische Fäden. Sie brachte die Karriere der Prinzen entscheidend in Gang, schrieb Texte für Künstler wie Rio Reiser, Udo Lindenberg oder Nena. Kurzum: Als Songwriterin und Produzentin hatte Annette Humpe die Musikbranche fest im Griff – die Chartplatzierungen und Auszeichnungen, die sie mit ihren Projekten einfuhr, sprechen für sich.

Ich + Ich: Annette Humpe und ihre Rückkehr in die Charts

2004 stellte sie sich dann aber doch wieder ans Mikrofon. Zusammen mit Adel Tawil zeigte sie sich als die eine Hälfte von Ich + Ich von ihrer verletzlichen, zarten Seite. Kein mürrischer Blick, keine provokanten Lyriks – Annette Humpe zeigte sich: Annette Humpe. Die Menschen liebten es und Humpe und Tawil konnten mit Ich + Ich an frühere Charterfolge anknüpfen, ehe es 2010 auch mit dieser Ära zu Ende gehen sollte.

Am 28. Oktober wurde Annette Humpe 70. Schon über ihren 60. Geburtstag sagte sie einmal „60 werden ist natürlich behämmert. Das ist eine Kackzahl, klingt voll scheiße.” Davon, dass sie ihren 70. demnach nicht an die große Glocke hängt, ist also auszugehen. Gefeiert wird demnach vermutlich im kleinsten Kreis – oder auch gar nicht, denn am Ende hat Annette Humpe immer das gemacht, wonach ihr war — und darin war sie bekanntlich immer am besten.

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