Entweder man mag Karneval oder man hasst ihn. Einen Zwischending gibt’s nicht. Nicht so beim Karneval in Teneriffa. Hier würde für viele Zentraleuropäer sicher der Satz gelten: „Ich mag kein Karneval, aber das gefällt mir.”
Ja, ich bin ein kleiner Karnevalsjeck. In NRW geboren, zwei Jahre in Köln gelebt — und zwar direkt am Heumarkt, am karnevalistischsten Ort des Geschehens. Und doch kann ich nachvollziehen, dass sich viele mit dem deutschen Karneval nicht anfreunden können: Das Wetter, die Musik, das Bier, die Menschen. Vielleicht ist es anmaßend zu behaupten, in Santa Cruz de Tenerife wäre alles besser, vieles aber eben schon. Ein Überblick:
Das Wetter:
Köln, Düsseldorf & Co. sind einfach nicht gemacht für den Karneval. Traditionsgemäß muss der Karneval immer zwischen Februar und März stattfinden. Da ist es eben kalt und nass in Deutschland. Nicht so in Teneriffa. Tageswerte um die 20 Grad sind perfekte Feiertemperaturen. Nachts kühlt es sich selten auf unter 15 Grad ab, was zu extrem langen Partynächten führt.
Die Musik:
Deutsche Karnevalsmusik ist nicht jedermanns Sache. In Teneriffa wird zwar Spanischer Folk und Samba groß geschrieben, doch internationaler Pop werden hier ebenfalls rauf und runtergespielt. Es gibt sogar eine Bühne am Hafen, auf der vorwiegend House-DJs auflegen.
Die Stadt:
Nichts gegen Köln und so. Aber Santa Cruz de Tenerife, die Hauptstadt der Kanaren, hat mit etwa 200.000 Einwohnern die richtige Größe zum Wohlfühlen — und zum Feiern. Die Wege sind kurz und trotzdem groß genug, um sich als zweitgrößter Karneval der Welt zu schimpfen, nach Rio. In Köln muss man dagegen oft lange Wege auf sich nehmen oder Bahn fahren, um von A nach B zu kommen — und das bei der Kälte.
Essen & Trinken:
Fast Food gibt’s hier jede Menge. Nachts hat auch nichts anderes geöffnet. Tagsüber ist das Angebot dagegen riesig und wir alle wissen, dass sich Südeuropäer wesentlich gesünder ernähren, als wir Deutsche. Das tägliche Detox kann also gleich problemlos eingebaut werden. Dazu kommen die Preise: Ein Glas einheimisches Dorada-Bier kostet hier in der Regel etwa 0,80 Euro, während die Kölsch-Preise in Köln pünktlich an Karneval angehoben werden und fast das Dreifache kosten. Und wenn’s mal kein Bier sein soll: Die Auswahl an Cocktails und Longdrinks ist hier um einiges größer (und günstiger).
Die Kostüme:
Nicht vergleichbar. Auf den Straßen von Santa Cruz geht es auf der einen Seite ähnlich wild zu, wie im Rheinland. Nur eben wilder. Wenn sich 80% der spanischen Männer hier in Fummel und Tütü zwängen, sagt das nichts über ihre sexuellen Neigungen aus, sondern darüber, dass Teneriffa eine sehr offene, tolerante und feierwütige Insel ist. Am „Aschermittwoch” verkleiden sich übrigens fast alle Männer als Witwen und laufen kreischend durch die Straße. Sie trauern einer Sardine hinterher, das Wahrzeichen der Stadt, die in der Nacht verbrannt wird. Noch Fragen?
Das Alternativprogramm:
Wer in der Domstadt mal einen Tag aussetzen möchte, um dem Karneval zu entfliehen, hat nicht so viele (angenehme) Alternativen — außer den nächsten Spa aufzusuchen. Hier in Santa Cruz liegen die feinen Sandstrände dagegen nur einen Steinwurf entfernt: Entweder der Stadtstrand Playa de las Teresitas oder man fährt eine Stunde mit dem Auto in den sonnenverwöhnten Süden.
Die Feierwütigkeit:
Die großen Paraden und Straßenpartys starten hier erst gegen 23 Uhr und dauern bis in den Morgen. Karneval endet in Teneriffa auch nicht am Aschermittwoch, sondern erst am Sonntag darauf. Ist ja schließlich bald wieder Wochenende. Da kann man die Stände ja gleich aufgebaut lassen.
Der nächste Karneval in Teneriffa findet übrigens vom 7. bis 18. Februar 2018 statt. Weitere Infos findest du hier.