„I Just Wanna Live” – wie vier Worte eines 12-Jährigen eine ganze Bewegung repräsentieren
Der Todeskampf des Afroamerikaners George Floyd hat die Welt sprachlos gemacht, in der dadurch weltweit ausgelösten Black Lives Matter-Bewegung haben People of Colour ihre Stimme genutzt, um gegen Rassismus zu protestieren. Auch der zwölfjährige Keedron Bryant hat seine Stimme erhoben, um eine Botschaft in die Welt hinauszutragen: Mit seinem Protestsong I Just Wanna Live erreichte er bei Instagram Millionen von Menschen – und wird zur Galionsfigur einer Bewegung für den Frieden.
Es sind vier Worte, die den Schmerz, die Angst, die Verzweiflung vieler People of Color ausdrücken: I Just Wanna Live. Vier Worte, deren Bedeutung für Weiße etwas Selbstverständliches ist – und dennoch auf erschreckende Weise veranschaulicht, wie bedrohlich der Alltag für viele PoC ist.
Der zwölfjährige Keedron Bryant ist Afroamerikaner und weiß, was es bedeutet, mit Rassismus konfrontiert zu werden. Einen Tag nach dem grausamen Mord an George Floyd postete er einen einminütigen Acapella-Clip des Songs I Just Wanna Live auf seinen Social-Media Kanälen. Geschrieben wurde der Track von seiner Mutter, die – genau wie ihr Sohn weiß, was es bedeutet, aufgrund der Hautfarbe diskriminiert zu werden. Es sind gefühlvolle Gospel-Lyrics, die unter die Haut gehen – und auf schmerzliche Weise daran erinnern, dass Rassismus keine Ausnahmeerscheinung ist, sondern für schwarze Menschen die bittere Realität darstellt.
„I Just Wanna Live
God protect me
I’m a young black man
Doing all that i can
to stand”
„Es hat mir das Herz zerrissen”
In einem Interview mit der Zeit beschreibt Keedron seine Gefühle wie folgt: „Ich habe George Floyds Todeskampf auf dem Smartphone meiner Mutter gesehen, sie hat mir die Aufnahme gezeigt. Es hat mir das Herz zerrissen.” Eben diese Verzweiflung, die Desillusionierung eines Jungen, dessen Kindheit aufgrund seiner Hautfarbe längst nicht so unbefangen ist, wie die weißer Kinder, ist in jedem Wort von I Just Wanna Live herauszuhören. Denn es sind vier vermeintlich kleine Worte, die so viel sagen: dass ein Junge nicht mehr möchte, als leben zu dürfen – ganz egal, welche Hautfarbe er hat oder welcher Nationalität er angehört.
Es hat etwas Tragisches, dass eben jene vier kleinen Worte zum Soundtrack einer weltweiten Protestbewegung werden sollten. Doch mit I Just Wanna Live gibt Keedron Bryant jener Frustration der Menschen eine Stimme – eine Stimme, die Bewusstsein schaffen, aber auch Mut machen soll, die eigene Stimme zu erheben und für Menschenrechte einzustehen.
I Just Wanna Live als Eröffnungstrack der BET Awards 2020
Mut und der friedvolle Kampf gegen Rassismus sollten auch das Motto der diesjährigen BET Awards sein, die am Sonntagabend zum 20. mal stattfanden. Und siehe da: Niemand Geringeres als Keedron Bryant eröffnete mit I Just Wanna Live das Event. Fest steht: Dieser Song ist mehr als „nur” ein viraler Hit, vielmehr drückt das Lied Leid und Hoffnung, Mut und Trauer aus. Denn es sind diese vier kleinen Worte, die so viel Großes bedeuten, vier kleine Worte, die als Hymne einer neuen Bewegung über die Lippen der Menschen kommt – ganz egal, welche Hautfarbe diese haben.