Maßnahmen bei zu hohen Radonwerten: Expertentalk mit Jan Ferch von Radonova
Radon ist ein lautloser Risikofaktor. Als radioaktives Edelgas entsteht es beim Zerfall von Uran im Boden und kann durch Risse oder undichte Stellen in Gebäudefundamenten eindringen – völlig unbemerkt, geruchlos und gesundheitsschädlich. Die Weltgesundheitsorganisation stuft Radon daher als die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs nach dem Rauchen ein. Besonders problematisch wird es, wenn sich das Gas in geschlossenen Innenräumen anreichert und über längere Zeit eingeatmet wird – etwa in Wohnhäusern, Kellern oder auch am Arbeitsplatz.
Trotz dieser alarmierenden Einschätzung ist Radon vielen Menschen noch kein Begriff. Dabei ist Aufklärung dringend notwendig – denn mit einfachen Mitteln lässt sich viel erreichen. Die Radonkonzentration in Innenräumen kann heute problemlos und zuverlässig gemessen werden. Und wenn die Werte zu hoch sind, gibt es effektive Wege, das Risiko deutlich zu senken. Voraussetzung ist jedoch: Man muss es wissen.
Genau hier setzt das schwedische Unternehmen an: Radonova weltweit führend in der Radonmessung. Mit innovativer Messtechnik, wissenschaftlicher Expertise und internationaler Erfahrung unterstützt Radonova Privatpersonen, Betriebe und Institutionen dabei, potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen – und die passenden Maßnahmen zu ergreifen. Die Lösungen reichen von einfachen Messkits für den Hausgebrauch bis zu komplexen Analyseverfahren für Unternehmen oder öffentliche Einrichtungen.
Wir haben mit Jan Ferch, Radon-Experte bei Radonova, gesprochen. Im Interview erklärt er, was zu tun ist, wenn die Messwerte den empfohlenen Schwellenwert übersteigen, welche baulichen oder technischen Lösungen dann infrage kommen – und welche Verantwortung Arbeitgeber:innen und Hausbesitzer:innen tragen. Ein Gespräch über unsichtbare Risiken, konkrete Handlungsmöglichkeiten – und über das gute Gefühl, vorbereitet zu sein.
2glory.de: Herr Ferch, ab welchem Wert wird Radon zur Gefahr und was gilt als Grenzwert?
Jan Ferch: Die WHO empfiehlt nicht dauerhaft einem Radonwert von 100 Bq/m³ ausgesetzt zu sein. Das Bundesamt für Strahlenschutz hat für Deutschland einen Richtwert von 300 Bq/m³ festgelegt. Das bedeutet statistisch, dass man wenn man dauerhaft einem Wert von 300 Bq/m³ ausgesetzt ist, das Risiko, Lungenkrebs zu bekommen, bei ca. 1/500 liegt. Und wer würde schon in eine Achterbahn steigen, bei dem das Risiko schwer krank zu werden 1/500 ist.
2glory.de: Welche ersten Schritte sollten Hausbesitzer:innen bei auffälligen Messwerten unternehmen?
Jan Ferch: Wenn Hausbesitzer überhaupt schon eine Radonmessung durchgeführt haben, ist das auf jeden Fall ein erster und sehr wichtiger Schritt. Die entscheidende Frage ist dann: Wie hoch sind die gemessenen Werte – und wo genau tritt das Radon ins Gebäude ein?
Liegt die Konzentration unter 300 Becquerel pro Kubikmeter, reichen oft schon einfache Maßnahmen wie regelmäßiges und gezieltes Lüften aus. Bei deutlich höheren Werten sollte man allerdings ein Fachunternehmen hinzuziehen. Die führen dann eine Gebäudeanalyse durch und versuchen zunächst, die genauen Eintrittspfade des Radons zu ermitteln – das ist die Grundlage für alle weiteren Sanierungsschritte.
2glory.de: Gibt es kurzfristige Sofortmaßnahmen, die helfen können?
Jan Ferch: Wie bereits gesagt, ist Lüften die einfachste und zugleich wichtigste Sofortmaßnahme, die man selbst ergreifen kann. Das bedeutet: regelmäßig für Luftaustausch sorgen – etwa durch das gezielte Öffnen der Fenster, am besten bevor man die betroffenen Räume betritt.
In der Regel sind vor allem der Keller und das Erdgeschoss betroffen. Das Erdgeschoss besonders dann, wenn kein Keller vorhanden ist. Wenn bestimmte Kellerräume besonders hohe Radonwerte aufweisen und nur selten genutzt werden, sollte man die Türen zu diesen Räumen möglichst geschlossen halten – und im Idealfall sogar abdichten, um zu verhindern, dass Radon in andere Bereiche des Hauses gelangt.
Wenn man Schlaf-, Arbeits- oder Hobbyräume im Keller hat, sollte man auf jeden Fall dort eine passive Messung durchführen um keinem Risiko ausgesetzt zu sein.
2glory.de: Welche baulichen oder technischen Lösungen kommen bei dauerhaft erhöhten Werten infrage?
Jan Ferch: Hier gibt es unterschiedliche Lösungsansätze. Zu den gängigsten Maßnahmen zählen etwa eine Luftabsaugung unter dem Fundament, die Abdichtung von Eintrittspfaden mit radondichten Materialien, der Einbau eines sogenannten Radonbrunnens oder auch die Installation einer Be- und Entlüftungsanlage.
Wichtig ist dabei allerdings: Eine Be- und Entlüftungsanlage kann unter Umständen sogar den gegenteiligen Effekt haben – nämlich dann, wenn mehr Luft aus dem Raum abgesaugt als wieder zugeführt wird. Dadurch entsteht ein Unterdruck im Gebäude, der wiederum dazu führen kann, dass noch mehr Radon eindringt.
Das Ziel jeder Radonsanierung sollte daher klar definiert sein: Der Radonwert muss dauerhaft unter 100 Becquerel pro Kubikmeter gesenkt werden. Und genau das sollte auch vertraglich festgehalten und später durch eine Messung nachgewiesen werden.
2glory.de: Wie ist die gesetzliche Lage – insbesondere für Arbeitgeber?
Jan Ferch: Aus meiner Sicht ist die gesetzliche Lage derzeit noch etwas lückenhaft. Das Strahlenschutzgesetz verpflichtet zwar alle Arbeitgeber in ausgewiesenen Radonvorsorgegebieten, eine Radonmessung am Arbeitsplatz durchzuführen – und bei Werten über 300 Becquerel pro Kubikmeter auch entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Zusätzlich gibt es eine Pflicht zur Messung an Arbeitsplätzen, bei denen grundsätzlich mit einer erhöhten Radonkonzentration zu rechnen ist, wie zum Beispiel in Wasserwerken oder Bergwerken. Das Problem ist nur: Meines Wissens nach wird leider nicht konsequent kontrolliert, ob diese Messungen tatsächlich durchgeführt werden.
Aus meiner Sicht wäre es sinnvoll, die Radonvorsorgegebiete auszuweiten – oder zumindest die Aufklärung der Bevölkerung deutlich zu verbessern. Hier sehe ich auch das Bundesamt für Strahlenschutz in der Verantwortung. Denn klar ist: Nicht nur Vorsorgegebiete sind betroffen. Hohe Radonbelastungen können nahezu überall in Deutschland auftreten – das hängt stark vom jeweiligen Erdreich unter dem Gebäude und von der Bauweise ab.
Das bedeutet: Man kann ein ernsthaftes Radonproblem haben, ohne auch nur in der Nähe eines Vorsorgegebiets zu wohnen. Umgekehrt kann es gut sein, dass in einem Vorsorgegebiet gar kein Problem besteht. Die Radonkarten geben zwar einen groben Überblick, aber sie bieten keine echte Sicherheit.
Deshalb mein klarer Appell: Jeder Hausbesitzer sollte mindestens einmal eine Radonmessung durchgeführt haben
2glory.de: Worauf sollten Betroffene bei der Auswahl eines Messverfahrens achten?
Jan Ferch: Wie gesagt – betroffen ist am Ende nur der, der auch gemessen hat. Wer wissen möchte, ob im eigenen Zuhause ein Radonproblem vorliegt, sollte auf jeden Fall eine Messung mit einem passiven Messgerät durchführen.
Solche Messgeräte – sogenannte Detektoren oder Exposimeter – gibt es bereits ab etwa 30 Euro inklusive Laborauswertung. Unser RADTRAK³ zum Beispiel ist eine kleine Kunststoffdose, die einfach im meistgenutzten Raum im Keller oder Erdgeschoss aufgestellt wird – idealerweise für einen Zeitraum von drei bis zwölf Monaten.
Nach Ablauf der Messdauer wird das Gerät ins Labor zurückgeschickt, und etwa zwei bis drei Wochen später erhält man dann einen offiziellen Messbericht.
Ich empfehle, diese Messung möglichst in der Heizperiode durchzuführen, weil in dieser Zeit die Radonbelastung typischerweise am höchsten ist. So bekommt man ein realistisches Bild der maximalen Belastung im Haus. Man muss auf jeden Fall darauf achten, dass sie Messgeräte von Anbietern beziehen, die vom Bundesamt für Strahlenschutz anerkannt sind.
Digitale Radonmessgeräte funktionieren grundsätzlich sehr gut und zeigen direkt einen aktuellen Radonwert an. Sie haben aber auch einige entscheidende Nachteile: Zum einen sind sie deutlich teurer – man muss mit rund 200 Euro rechnen.
Zum anderen schwankt die Radonkonzentration stark – je nach Tageszeit und Jahreszeit. Nachts ist sie in der Regel höher als tagsüber, im Winter höher als im Sommer. Viele digitale Geräte zeigen aber keinen echten Langzeitdurchschnitt an. Moderne Modelle lösen das zwar über Bluetooth und eigene Apps, aber man muss sich dann regelmäßig – etwa alle 10 bis 20 Tage – mit dem Gerät verbinden und die Daten auslesen, um einen belastbaren Durchschnittswert zu bekommen.
Trotzdem will ich digitale Geräte nicht schlechtreden. Sie sind ideal, um zum Beispiel den Erfolg von Lüftungsmaßnahmen oder Abdichtungen zu überprüfen. Auch um herauszufinden, welche Räume im Haus besonders stark betroffen sind, sind sie sehr hilfreich.
Mein Fazit ist daher ganz klar: Zuerst sollte immer eine Langzeitmessung mit einem passiven Detektor durchgeführt werden. Und wer anschließend Bedarf hat, kann ergänzend ein digitales Messgerät nutzen – etwa zur Kontrolle oder zur Feinanalyse im Haus
2glory.de: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Ferch – und für die praxisnahen Einblicke in ein Thema, das oft im Verborgenen bleibt. Radon ist unsichtbar, aber nicht unkontrollierbar. Wer misst, kann handeln – und genau darin liegt der entscheidende Unterschied.