Die Grünen sind die momentane In-Partei und surfen mit dem Zeitgeist auf einer Erfolgswelle. Möglicherweise nicht zu Unrecht. Umso erschütternder, wenn selbst Polit-Darlings in übelste Instrumentalisierungen verfallen — wie jüngst Grünen-Chefin Annalena Baerbock zum Thema Merkel-Zittern.

„Mit Blick auf die heißen Temperaturen […] wird sozusagen auch bei der Bundeskanzlerin deutlich, dass dieser Klimasommer gesundheitliche Auswirkungen hat. Dann wird jeder, wenn er einer Stunde in dieser prallen Sonne steht, zitterig werden. Und deswegen ist genau das jetzt gefragt, dass wir hier und heute handeln, weil die Klimaauswirkungen auch bei uns direkt angekommen sind.”

Das sagte Baerbock allen Ernstes auf einer Pressekonferenz für ein Sofortprogramm zum Klimaschutz. Und macht damit genau das, was alle und insbesonderen die Grünen völlig zu Recht der AfD vorwerfen, wenn diese etwa Schweigeminuten im Bundestag für Opfer von zugewanderten Gewalttätern einfordert: Das Leid anderer zu rein parteipolitischen Zwecken instrumentalisieren. Von jedem wäre das ein völliger Griff ins Klo. Aber von den Polit-Protagonisten, die wie kein anderer derzeit sachorientierte Integrität verkörpern, ist es umso schlimmer. Denn selbst, wenn man sie bis jetzt für authentisch gehalten hat, beweisen solche Aktionen, dass es um nichts anderes geht, als irgendwas zu sagen, was wichtig klingt und den eigenen Anliegen in die Karten spielt.

Dass Baerbock via Twitter zurückruderte und zugab, nicht existente Zusammenhänge hergestellt zu haben …

… macht es auch nicht besser. Und zwar keinen Deut. Wenn man ihr glaubt, dass es nichts als eine spontane und ungewollte Fehldarstellung war, muss man sich allen Ernstes fragen, wie das passieren kann. Wer, wenn nicht ein Spitzenpolitiker vor versammelter Presse, sollte in der Lage sein, sich seine Worte bewusst zu machen, ehe sie den Mund verlassen? Und wenn bei unüberlegten Aussagen so ein Quatsch herauskommt, stellt sich zudem die Frage: Hat Baerbock wirklich den richtigen Überblick über das Thema, auf dem ihre ganze Politik und auch ihr Erfolg fußt?

Merkel-Zittern — das muss sich doch nutzen lassen?

Glaubt man ihr nicht und unterstellt ihr, dass es eine gezielte Einlassung war, offenbart sich zum einen eine Neigung zu purer Stimmungsmache, die durchaus die Schublade „Populismus” verdient hätte. Und zum anderen eine bemerkenswerte Unbedarfheit hinsichtlich der zu erwartenden Reaktionen. Und wenn nicht Unbedarfheit, sondern die Gier nach einer Schlagzeile dahinter gesteckt hätte, wären wir endgültig beim AfD-Prinzip „Für Aufruhr sorgen, zurückrudern, weitermachen — im Dienste der eigenen Sache”.

Was auch immer Baerbock dazu gebracht hat (vielleicht war es einfach die Hitze, hm?): Eine Instrumentalisierung des Mitgefühls für die zitternde Merkel war es so oder so. Dass das nicht nur in der Politik, sondern auch in Medien auf der Suche nach Schlagzeilen eine Rolle spielt, haben die Satiriker vom Bohemian Browser Ballett übrigens ebenso bitterböse wie treffend auf den Punkt gebracht:

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