Es gibt verschiedene Methoden, mit Problemen und den eigenen inneren Dämonen umzugehen: Manche führen Tagebuch, andere sprechen mit ihren engsten Vertrauten darüber. Oder halt mit ihrem Therapeuten. Dann gibt es wiederum diejenigen, die therapieren sich einfach selbst — und zwar mit Musik. Jüngstes Beispiel dafür ist US-Sängerin Kiiara mit ihrem neuen Song Open My Mouth. Darin bekennt sie sich ganz offen zu ihren psychischen Problemen. Einfach mal Luft machen und sich Ballast von der Seele singen. Aber die 24-Jährige ist nicht die einzige Künstlerin, die Musik als therapeutische Maßnahme nutzt…

Hierzulande ist Kiiara noch ein mehr oder weniger unbeschriebenes Blatt. In den USA hatte sie bereits 2015 ihren musikalischen Durchbruch mit dem Song Gold, der es in den US Billboard Top 100 Charts auf Platz 13 schaffte. 2016 erschien dann ihre erste EP Low Kii Savage. Es folgten einige Kollaborationen als Featured Artist mit Künstlern wie Linkin Park, David Guetta, Steve Aoki sowie zuletzt mit der französischen Electropop-Band Hyphen Hyphen. Auch beim berühmten Coachella Festival in Kalifornien stand Kiiara bereits auf der Bühne. Mit ihrem neuen Song Open My Mouth, der am 7. Juni als Lead Single für ihr im Herbst geplantes Debüt-Album erschienen ist, meldet sich die Sängerin nun zurück — und singt darin über innere Konflikte mit sich selbst.

Kiiara macht mit sich selbst Schluss — auf ihre Art!

Bei Zeilen wie „Ich kann dir nicht in die Augen schauen, ich habe es eine Million Mal versucht”, „Ich will Dir nicht sagen, dass ich gehe” oder „Ich weiß, es ist meine Schuld, dass wir uns nicht weiterentwickeln”, denkt man sofort: Oh, ein Break-Up-Song. Hier geht eine Beziehung zu Ende. Herzschmerz vorprogrammiert. Nun ja, so in etwa. Mit dem kleinen Unterschied, dass Kiiara ihre Worte quasi an sich selbst singt — ihrem Spiegelbild, wenn man so will. Ja, die Sängern macht mit sich selbst Schluss. Oder zumindest mit ihrem „alten Ich”, das voller Ängste, Unsicherheiten und Zweifel geplagt war. Jemand, der nie die richtigen Worte fand oder sich entfalten konnte. Jetzt macht Kiiara ihren Mund auf und singt sich frei von den inneren Dämonen. Psychische Störungen und Depressionen sind schließlich nichts, wofür man sich schämen muss.

Ernste Lyrics treffen auf heiteren Pop-Sound

Dieser sehr persönliche Electro-Pop-Song besticht nicht nur durch Kiiaras stimmlichen Wiedererkennungswert, sondern auch durch seine ehrlichen Worte darin. Musikalisch erinnert der Track ein wenig an Robyn, die auch gerne mal melancholische Texte mit tanzbaren Beats vermischt. Lyrics über einen ernsten Hintergrund treffen auf heiter klingenden Pop-Sound — eine Kombination, die durchaus gut funktioniert. Für Kiiara ist Open My Mouth sicher eine Art Befreiung von ihren inneren Dämonen. Und die musikalische Therapie macht nicht nur ihr selbst Mut und Hoffnung, sondern setzt auch ein Zeichen für viele andere Menschen dort draußen: Macht den Mund auf und sprecht darüber! Niemand braucht alleine gegen seine Probleme, Ängste und Unsicherheiten zu kämpfen.

Ob eine gescheiterte Beziehung und Trennungsschmerz, Alkohol- und Drogenprobleme, eine Liebeserklärung, die Verarbeitung von Trauer oder eine Ode an die vielen inneren (mentalen) Dämonen — viele Musiker verarbeiten solche Erfahrungen und Probleme in ihren Songs. Über manche Dinge kann man halt besser singen als reden.

In diesen 15 Songs verarbeiten Künstler ihre eigenen Probleme und Erfahrungen:

1

Avicii & Aloe Blacc — SOS

Aktuell läuft Aviciis posthume Single SOS mit den Vocals des US-Sängers Aloe Blacc rauf und runter. Auch wenn der Song erst nach dem viel zu frühen Tod des schwedischen DJs beendet und veröffentlicht werden konnte, so sagt der Songtext schon ziemlich viel über das Innere von Avicii aus: Ein leider viel zu später Hilferuf über Drogen und Depressionen, von denen seine letzten Lebensjahre bestimmt waren.

2

Gotye — Somebody That I Used to Know

Der Song des belgisch-australischen Sängers Gotye schoss 2012 weltweit an die Decke der Charts. Inhaltlich verarbeitet er darin eine Reihe gescheiterter Beziehungen aus der Vergangenheit sowie die jeweiligen Umstände und Erinnerungen. Ein Potpourri aus verschiedenen Gefühlen, die mal mehr und mal weniger aggressiv sind. Am Ende bleibt die Ex dann doch nur eine, die man einmal kannte.

3

Sia — Chandelier

Die australische Stimmgewalt ist bekannt für ihre emotionalen Power-Songs, wie etwa Chandelier aus dem Jahr 2014. Was viele vielleicht nicht wissen: Sia hatte damals mit Alkoholproblemen zu kämpfen. Und dieser düsteren Zeit und der innigen Beziehung mit dem Alkohol hat sie diesen Song gewidmet — sicherlich auch, um einen Cut zu machen und ihr altes Ich zu begraben.

4

Kesha — Praying

Wer Keshas Anfangszeiten kennt, in denen sie Dance-Pop-Knaller wie Tik Tok oder Die Young raus brachte, der wird von dieser emotionalen und untypisch soften Nummer etwas überrascht sein: Hier geht es um Verzweiflung und Depressionen, Mitgefühl und die Suche nach Erlösung — die Verarbeitung des sexuellen und emotionalen Missbrauchs, den sie — laut Anklage — durch den Musikproduzenten Dr. Luke erfuhr.

5

Ben Platt — Ease my Mind

US-Schauspieler und Sänger Ben Platt hat sich mit seiner Debüt-Single direkt mal ganz viel Luft gemacht: Er hat sich damit zu seiner Homosexualität bekannt. Im Song verarbeitet er dabei Ängste, Unsicherheit und Selbstzweifel sowie das Gefühl, nicht verstanden zu werden. Und weist darauf hin, dass wir alle jemanden an unserer Seite brauchen, der uns hilft, mit unseren inneren Dämonen fertig zu werden.

6

Lady Gaga — Till It Happens To You

Lady Gaga hat diesen Song gemeinsam mit Diane Warren geschrieben und thematisiert darin das Thema Vergewaltigung: „Bis es dir selbst passiert, wirst und kannst du nicht wissen, wie es sich anfühlt” — so die Prämisse des emotionalen Songs, der für die Dokumentation The Hunting Ground verwendet wurde. Gaga wurde in ihrer Jugend selbst zum Opfer einer Vergewaltigung, ebenso ihre verstorbene Tante Joanne (der sie ihr Album Joanne widmete).

7

U2 — Sometimes You Can’t Make It On Your Own

Selbst eine coole Socke wie U2-Frontmann Bono muss mal mit emotionalen Tiefpunkten kämpfen. Auch er verarbeitet diese in einem Song — einem ganz persönlichen, denn Sometiems You Can’t Make It On Your Own ist seinem verstorbenen Vater gewidmet. Trauer und Verlust sind Erfahrungen, von denen sich niemand freikaufen kann, selbst ein Rockstar nicht. Aber er kann sie musikalisch verarbeiten und die Erinnerung an einen Menschen dadurch unsterblich machen.

8

Shawn Mendes — In my Blood

Nicht nur Kiiara bekennt sich zu ihren psychischen Problemen, sondern auch ihr Kollege Shawn Mendes. Im Song In my Blood gibt er erstmals Preis, dass er unter Angststörungen leidet, sich oftmals hilflos, einsam und taub fühlt. Aufgeben will er aber nicht, denn „das liegt ihm einfach nicht im Blut”. Ein weiterer ehrlicher Mutmacher für alle, die ebenfalls mit solchen Monstern zu kämpfen haben.

9

Anne-Marie — Perfect To Me

Wir alle haben so unsere Selbstzweifel und fühlen uns manchmal etwas unwohl in der eigenen Haut. Auch Sängerin Anne-Marie kennt das und möchte nun Mädels und Jungs Mut machen: In Perfect To Me verarbeitet sie all diese Selbstzweifel und stellt klar, dass man gar nicht immer perfekt sein muss — sondern sich selbst lieben und akzeptieren muss. Ein großes Nein zu Body-Shaming!

10

Amy Winehouse — Rehab

Ja, die gute alte Amy Winehouse. Auch sie musste viel zu früh gehen, wenn auch durch viel Eigenverschuldung. Im Song Rehab thematisiert sie ganz offen ihre Alkohol- und Drogenprobleme, verarbeitet darin aber eher, wie ihr Umfeld bzw. ihre Plattenfirma darauf reagiert: Mit dem Versuch, sie in die Entzugsklinik zu stecken — aber sie sagte halt immer wieder nein, nein, nein.

11

Ed Sheeran — Happier

Die wohl herzzerbrechendste Verarbeitung von einer Trennung liefert Ed Sheeran in seinem Song Happier. Na ja, eigentlich ist es die zweite Verarbeitung nach der eigentlichen Verarbeitung: Ed sieht seine Ex mit ihrem Neuen und er erkennt, dass sie viel glücklicher wirkt als mit ihm damals — und auch wenn er ihr unheimlich weh getan hat, wird er sie immer mehr lieben als jeder andere. Hach…

12

Madonna — Mother and Father

Auch die toughe Queen of Pop ist offenbar nicht die kalte Eiskönigin, für die sie so viele halten — nein, auch Madonna hat schmerzhafte Erfahrungen im Leben gemacht, die sie musikalisch verarbeitet: In ihrem Song Mother and Father aus dem Jahr 2003 singt sie (im Video sogar sehr gut live) darüber, wie sie als Kind ihre Mutter verloren hat und wie schwer es für sie war, mutterlos aufzuwachsen.

13

Linkin Park & Kiiara — Heavy

Auch die Mitglieder der US-Rockband Linkin Park, die man ja eigentlich als harte Kerle bezeichnen würde, sind mal überfordert von ihren eigenen Problemen im Leben: Dann entsteht ein Song wie Heavy, in dem es überwiegend darum geht, dass man sich das Leben oft selbst „schwer” macht mit seinen Problemen — und ironischerweise ist Kiiara in diesem Song als Featured Artist zu hören.

14

Imagine Dragons — Bad Liar

Ein wenig kurios wird es beim Imagine Dragons Song Bad Liar: Frontmann Dan Reynolds und seine damalige Ehefrau Aja Volkman schrieben den Song gemeinsam kurz bevor sich das Paar trennte. Inhaltlich geht es in dem brutal ernsten und emotionalen Song um eine Beziehung, die zu Ende geht — war es eine Art kreativer Paartherapie-Versuch, der am Ende doch scheiterte? Oder diente der Song als Verarbeitung dessen, was noch nicht konkret ausgesprochen war?

15

Demi Lovato — Sober

Und noch eine Ex-Schnapsdrossel, die dem Erzfeind Alkohol nun klipp und klar per Song abschwört — Demi Lovato. In ihrem Song Sober geht sie sehr offen und detailliert mit dem Thema Sucht und Entzug um: „Weck mich, wenn das Zittern aufhört und der kalte Schweiß verschwindet” singt sie und entschuldigt sich bei ihren Eltern und sogar bei ihrer zukünftigen Liebe für ihre Rückfälle.

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