Eigentlich sollte der Werbeclip eines Menstruationsunterwäsche-Herstellers die Menschen dafür sensibilisieren, offen und ohne Scham mit der Periode umzugehen. Eigentlich. Denn irgendwie scheint die Kampagne des US-amerikanischen Unternehmens nach hinten losgegangen zu sein, denn tatsächlich wird der Perioden-Werbespot in den USA nur noch in zensierter Version gezeigt. Der Grund? Ganz einfach: Er war den TV-Sendern zu, nennen wir es einmal, „periodig” …
Blicken wir auf die Fakten, denn streng genommen ist die Idee hinter dem Werbespot für Periodenunterwäsche nahezu genial: Frei nach dem Motto „Vielleicht würden wir uns wohler fühlen, wenn alle sie hätten” werden in dem Spot Männer gezeigt, die ihre Periode haben und demnach mit eben jenen Problemen konfrontiert werden, mit denen sich sonst eher wir Ladies herumschlagen müssen: Blutflecken auf dem Bettlaken, ein zwischen den Oberschenkeln herausschauender Tamponfaden oder die obligatorischen Unterleibsschmerzen.
Der Clip zeigt eben jene Episoden aus dem Leben eines Menschen, der etwas vollkommen Natürliches erlebt: die Periode. Der Twist von der Frau auf den Mann soll dabei vor allem eines bewirken: die Enttabuisierung der Menstruation, denn nach wie vor stellt diese sowohl für Männer als auch Frauen ein Thema dar, über das nicht geredet wird. Darüber hinaus wäre der Clip eigentlich auch für zahlreiche TV-Sender die ultimative Möglichkeit gewesen, darauf hinzuweisen, dass die Periode alles andere als ein Tabuthema sein soll. Und damit wären wir auch wieder einmal beim alles entscheidenden Wort: eigentlich.
„Zu explizite Szenen” sorgen für Zensur des Clips
Das Ende vom Lied könnte ernüchternder nicht sein: Nachdem sich TV-Sender weigerten, den Spot zu senden, wird dieser nun in einer zensierten Version ausgestrahlt. Laut der New York Post seien der Grund dafür „zu explizite Szenen” — und bei eben diesen expliziten Szenen liegt der Ursprung des Problems!
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Hand aufs Herz: Momente, in denen eine Frau am Morgen einen Blutfleck auf dem Bettlaken findet oder am Strand merkt, dass der Tamponfaden aus dem Bikinihöschen herausschaut, sind Szenen im Alltag einer Frau, die ihre Periode hat. Episoden dieser Art als „zu explizite Szenen” zu betiteln, löst genau jene Scham in einer Frau oder einem jungen Mädchen aus, wogegen der Werbeclip eigentlich vorgehen wollte. Die Periode ist doch aber nichts Schlimmes! Es gibt nichts, wofür man sich schämen muss, es handelt sich um einen vollkommen natürlichen Vorgang des Körpers. Und ja, vielleicht würden wir uns — um weiter mit den Worten des Spots zu sprechen — wirklich wohler fühlen, wenn Frauen UND Männer ihre Periode hätten. Mutter Natur hat dies offenbar aber nicht vorgesehen. Sorry, not sorry. Dass die Gesellschaft — und offenbar hier und da leider auch die Medienwelt — die Periode also immer noch als ein Thema deklariert, über das schlicht und ergreifend nicht gesprochen wird, ist zum Verzweifeln. Denn wenn jemand die Reichweite und die Macht hat, etwas in den Köpfen der Menschen zu bewegen, sind es die Medien — dazu gehören auch Werbeclips.
Hier gibt’s den Perioden-Werbespot — in voller Länge:
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