Erst war es das Musikvideo, das offenbar zu einer Bedrohung für den lokalen Radiosender von nebenan wurde. Allen voran VIVA und MTV waren die Radiofeinde Nr. 1. Dann kam die Zeit des Musikdownloads. Und jetzt ist die Zeit des Musikstreamings à la Spotify — unterstützt durch Alexa, Siri & Co.! Keine Frage, für das Radio wird’s eng. Dabei muss das Medium nur seinen Wettbewerbsvorteil stärker ausspielen.

Manchmal ist es hilfreich, der Realität ins Auge zu sehen. Man kann die Augen verschließen, wenn das Haus brennt, um das Feuer nicht zu sehen. Verbrennen wird man trotzdem darin. Vielleicht ein etwas dramatischer Vergleich, aber in etwa so verhielt es sich Ende der 90er auch in der Musikindustrie. Statt Lösungen raus aus dem brennenden Haus, also der Online-Piraterie, aufzuzeigen, wurden Erhobene-Zeigefinger-Kampagnen à la „Copy Kills Music“ verbreitet. Geholfen hat es nicht. Erst der Walkman der 00er-Jahre, also der iPod, hat ein wirkliches Umdenken bewirkt. Wow, Musik überall verfügbar, ohne nervige Datenträger, einfach digital übertragen. Schon damals hieß es: Ist dies das Ende des Radios? Doch die Entwicklung blieb nicht stehen.

Radio vs. Apple, Spotify & Co.

Es folgte das Zeitalter des Musikstreamings. Musik war plötzlich nicht nur überall verfügbar. Sondern sie war auch äußerst bequem verfügbar. Und günstig. Wem Werbung nichts ausmacht (läuft ja im Radio auch), profitiert von einem riesigen Musikkatalog, etwa beim Marktführer Spotify, und das gratis. Und selbst in der Premiumvariante sind 10 Euro im Monat, verglichen mit dem Preis einer einzelnen Album-CD, äußerst günstig. Vor allem wenn man bedenkt, dass der Hörer so Zugriff auf den (fast) kompletten Musikkatalog der Menschheit erhält. Überall, ohne irgendwelche Übertragungen.

Radio vs. Alexa, Siri & Co.

Und dann ist da noch das Zeitalter der Sprachassistenten, in dem wir uns mehr und mehr befinden. Alexa und Siri sind zu unseren besten Freunden geworden — egal ob auf dem Telefon oder zu Hause als ständiger Ansprechpartner. Als ich an Weihnachten auf Jamaika war und in meinem Appartement eine Amazon Echo-Box entdeckte, fragte ich sie ganz intuitiv: „Alexa, please play some Reggae Christmas songs“. Sie hatte mich verstanden. Welcher Radiosender kann das schon bieten? Stattdessen bin ich der Musikauswahl des Senders ausgeliefert, die Abschaltquote in Zeiten individuellen Musikgenusses ist entsprechend hoch. Doch war es das? Muss die Zeit des Radios vorbei sein? Nur weil wir Menschen bequemer und anspruchsvoller werden und die technische Entwicklung nun mal einfach nicht aufzuhalten ist?

Liebes Radio: Raus aus dem brennenden Haus

Sicher, die Zeit, als ich noch mit meinem Opa vor dem Weltempfänger die Bundesligakonferenz auf WDR2 gehört habe, neigt sich dem Ende. Doch möchte ich an dieser Stelle noch einmal an meine Metapher vom Anfang erinnern. Die Augen vor dem brennenden Haus zu verschließen, während man in ihm sitzt, ist wenig produktiv. Stattdessen sollte sich das Radio, insbesondere das Lokalradio auf seine wahren Stärken besinnen. Warum sonst sind regionale und nachhaltige Produkte wieder so sehr im Trend? Wenn Radios nicht mehr im Bereich Musik glänzen können, so könnten sie (wieder) stärker zum Sprachrohr für eine Region werden. Also mit Persönlichkeiten, lokalen Nachrichten und Live-Beiträgen glänzen. Auch könnte sich das Radio zunehmend als besten Freund des Autofahrers verkaufen und seine Mehrwerte für Reisende stärker ausspielen. Das so oft totgeglaubte Radio wird nicht sterben, oder verheizt, um im Bild zu bleiben. Aber es wird sich verändern müssen, um im medialen Wettbewerb zu bestehen.

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