Kommentar: Der Trend zur Sprachnachricht macht Sinn — und kann trotzdem nerven
Ich gebe zu: Als es mit dem Kommunizieren per Sprachnachricht via Messenger Apps (vorzugsweise Whatsapp) losging, war ich befremdet. Wenn du quatschen willst, ruf halt an. Ich konnte mich kaum entscheiden, welche Vorstellung ich seltsamer fand: Ohne direkten Empfänger in mein Handy zu quatschen – oder mir das Gequatsche ohne direkten Absender anzuhören?
Ich gebe auch zu: Mittlerweile erkenne ich den Sinn und sogar Vorteile in den Voice Memos – und nutze sie. Nicht mit Begeisterung und nicht öfter als nötig, aber ich nutze sie. Manche Sachen sind eben einfach so lang und komplex, dass es durchaus eine Befreiung ist, sie nicht eintippen zu müssen.
Inzwischen verstehe ich auch, warum man eben nicht einfach anruft, wenn man sprechen will. Eine Nachricht zu hinterlassen, ohne sich der Empfangsbereitschaft des Gegenübers sicher sein zu können, hat eben auch was. Wenn ich gerade in einer vollen Bahn stehe, hab ich wenig Lust auf Telefonate (wenn das bloß mal alle Leute so sehen würden). Darauf, eine Sprachnachricht abzuhören, zwar auch nicht. Aber die läuft ja zum Glück nicht weg.
In Zeiten, in denen Sozialkontakte durch Whatsapp, Facebook und Co. immer weiter digitalisiert und auf stichwortartige Einwürfe reduziert werden, verbirgt sich hinter den nach wie vor oft anstrengenden verbalen Einlassungen aber tatsächlich ein Schritt in die richtige Richtung: Jemanden zu hören ist weniger anonym, weniger abstrakt und viel persönlicher als das geschriebene Wort. Und der Trend zur Sprachnachricht zeigt, dass auch die Digital Natives dem gegenüber vielleicht doch noch nicht so abgestumpft sind, wie man befürchten könnte.
Von daher: Weiterquatschen! Aber vorzugsweise dann, wenn es passt und Sinn macht. Um das zu untermauern, kommen hier noch die 5 nervigsten Sprachnachricht Momente …
1
Beim Sprechen essen — oder umgekehrt
Wenn du schon die Möglichkeit hast, deine Aussage gezielt zu timen, mach es nicht gerade bei der Nahrungsaufnahme!
2
Signaltöne im Hintergrund
Okay, das kann man auch als Sender nur bedingt beeinflussen. Es nervt trotzdem, wenn das Gesagte ständig vom „Sie haben eine Nachricht”-Alarm untermalt wird.
3
Nebenbei mit anderen quatschen
Auch wenn deine Multitasking-Skills beindruckend sind, nervt es den Empfänger gehörig, wenn er nicht mehr weiß, was jetzt an ihn gerichtet war und was nicht.
4
Viele kurze Nachrichten
Es gibt viele Gründe, warum man seine Aussage nicht in eine Nachricht packt (Unterbrechung, von der Aufnahmetaste gerutscht, überlegen, was man sagen will). Aber nervig bleibt es so oder so.
5
Erst beim Sprechen überlegen, was und wie man es sagen will
Im Vergleich zu Punkt 4 ist eine längere Message deutlich angenehmer — aber nur dann, wenn sie nicht mit Pausen, Füllwörtern und Fragen an sich selbst gestreckt ist.