Gibt eine Frau, die Spitzenunterwäsche trägt, automatisch ihr Okay für Sex? Ist uneinvernehmlicher Sex keine Vergewaltigung, nur weil die Frau einen aufreizenden Slip getragen und das Ganze damit „provoziert” hat? Der Hashtag #ThisIsNotConsent (deutsch: Das ist keine Zustimmung) widmet sich derzeit genau diesen Fragen. Die Hintergründe dafür sind erschreckend und doch traurige Realität …
Ins Rollen gebracht wurde die Diskussion durch einen Gerichtsprozess in der irischen Stadt Cork: Eine 17-Jährige hatte einen 27-jährigen Mann beschuldigt, sie vergewaltigt zu haben. Dieser wurde in der vergangenen Woche von einer zwölfköpfigen Jury, darunter vier Frauen, einstimmig freigesprochen. Der Grund: Die Unterwäsche der jungen Frau soll den Vorfall geradezu provoziert haben.
Die Rekonstruktion der Tatnacht sowie das anschließende Urteil ruft streng genommen nur eines hervor: absolute Fassungslosigkeit. Denn dass der Angeklagte die Hand um den Hals des Mädchens gelegt habe, sei lediglich eine missverstandene Interpretation eines Zeugen gewesen. Auch die Tatsache, dass der Mann sein Opfer mehrere Meter zum mutmaßlichen Tatort getragen habe, sei (gemäß seiner Aussage) nur zustande gekommen, damit ihr Kleid beim Verkehr nicht schmutzig werde. Und das sind laut seiner Anwältin Elizabeth O’Connell längst nicht alle Gründe, die ganz klar gegen den Vorwurf einer Vergewaltigung sprechen, denn immerhin habe das Opfer ja Reizwäsche getragen und ihren Mandanten damit geradezu zum Verkehr aufgefordert und die Situation provoziert.
#ThisIsNotConsent: Nein heißt Nein – Reizwäsche hin oder her!
Kommen wir zurück zur Ausgangsfrage dieses Beitrages: Gibt eine Frau, die Spitzenunterwäsche trägt, automatisch ihr Einverständnis für Sex? Die Tatsache, dass sich diese Frage im Hier und Jetzt noch immer gestellt werden muss, ist erschütternd und ruft viele Frauen und Männer im Netz dazu auf, Stellung zu beziehen: Denn Nein heißt Nein! Punkt.
#ThisIsNotConsent heißt der Hashtag, unter dem vor allem Frauen derzeit Bilder ihrer Unterwäsche posten. Die Message dahinter könnte deutlicher nicht sein: Nur weil ich Spitzenslips trage, bin ich noch lange kein Freiwild für sexuelle Übergriffe!
Auch wenn sie Geschehenes nicht rückgängig machen kann, die #ThisIsNotConsent Kampagne trägt Früchte: In Irland soll nun untersucht werden, wie in dem Land zukünftig Fälle sexueller Übergriffe verhandelt werden. Den traumatischen Vorfall, den die junge Frau und viele andere Frauen auf der Welt ertragen mussten, macht dies dennoch nicht ungeschehen …