Corona-Zeiten wie diese, sind auch die Zeiten für Plattitüden. Mit Sätzen wie „Das wird unsere Wirtschaft und Gesellschaft niemals verkraften” bis hin zu „Wir werden gestärkt aus der Krise hervorgehen”, blicken Menschen entweder pessimistisch in die Zukunft oder machen sich gegenseitig Mut und verbreiten Hoffnung. Platz in der Mitte bleibt da kaum. Doch wie sehen es die Experten? Wohin wird die Welt nach Corona steuern?
Wie wird die Corona-Pandemie die Art und Weise wie wir zusammen leben und arbeiten verändern? Das Zukunftsinstitut in Frankfurt hat sich mit der Frage näher befasst. Dabei haben sie vier Szenarien, hier am Beispiel eines Koordinatensystems, entwickelt:
Szenario 1: „Die totale Isolation: Alle gegen alle“
Für die meisten eine echte Horrorvorstellung: Zurück zu den Nationalstaaten, für eine Ausreise aus Deutschland benötigen wir eine Genehmigung und außerhalb der EU gar ein langwieriges Visumverfahren. Jeder Mensch ist sich selbst der nächste, das öffentliche Leben ist weitestgehend eingeschränkt.
Szenario 2: „System-Crash: Permanenter Krisenmodus”
Das Vertrauen in die Globalisierung ist erschüttert, irgendwie kriselt man sich auf internationaler Ebene so durch. Doch eher schlecht als recht. Konflikte und Kämpfe um Ressourcen nehmen zu und Big Data wird immer mehr zum Big Crime.
Szenario 3: „Neo-Tribes: Der Rückzug ins Private”
Die Menschen haben Gefallen an solidarischer Nachbarschaftshilfe, Do-it-yourself und Homeoffice gefunden. Die „Neo-Tribes“ haben gelernt, wie verletzlich die Weltgemeinschaft ist, steigen aufs Fahrrad statt ins Flugzeug. Umwelt und Klima erholen sich. Nachhaltigkeit und Wir-Kultur sind wichtig geworden.
Szenario 4: „Adaption: Die resiliente Gesellschaft“
Die Weltgesellschaft hat in diesem optimistischsten Szenario aus der Krise gelernt und entwickelt standhafte Systeme für die Zukunft. Zwar sind lokale und regionale Netzwerke wichtig, nur sind sie weltweit gut vernetzt. Dasselbe gilt für alle gesellschaftlichen Strömungen. Big Data und künstliche Intelligenz werden demokratisch kontrolliert und zum Wohle aller eingesetzt.
Das Whitepaper Der Corona Effekt des Zukunftsinstitut kannst Du dir übrigens hier komplett durchlesen.
Und jetzt? Wie wollen wir in Zukunft leben?
Damit ansatzweise ein Mix aus Szenario 3 und 4 eintritt, müssen wir jetzt die Weichen stellen. Alles, was wir heute tun, wirkt sich den Wissenschaftlern zufolge über Jahre hinweg aus. Schon jetzt zeichnet sich kein eindeutiger Trend ab. Zwar haben Rechtspopulisten in Deutschland aktuell nicht so viel zu melden, doch ein Blick auf die Finanzmärkte oder die politischen Entscheidungen in den USA oder Brasilien zeigt, dass die Krise hohes Konfliktpotenzial birgt. Was wäre jetzt also das realistischste Szenario?
Wenn die globale Gemeinschaft jetzt smart und nachhaltig auf die neuen Anforderungen reagiert, dann wären folgende 4 Szenarien realistisch:
1Mehr Solidarität
Mit Egoismus kommen wir in Zukunft nicht mehr weiter. Wir halten mehr zusammen und helfen uns gegenseitig und nehmen uns mehr Zeit für Freunde und Familie.
2Mehr Flexibilität
Vor allem auf dem Arbeitsmarkt wird eine höhere Flexibilität möglich sein. Von Home- und Remote-Office bis hin zu Online-Sprechstunden und virtuellen Wohnungsbesichtigungen. Die Technik ist da, wir wissen jetzt wie es geht. Die Digitalisierung in Deutschland bekommt einen kräftigen Push.
3Mehr Ruhe und Entschleunigung
Wir werden uns in der Freizeit mehr Zeit für uns selbst nehmen, für die wirklich wichtigen Dinge. Wir werden achtsamer sein und das Leben wieder genießen.4
Besser vorbereitet für andere Krisen
Die Corona-Krise hat uns gezeigt, wie zerbrechlich die Gesellschaft, die Wirtschaft, der ganze Planet sein kann. Netzwerke, Eigenverantwortung, Solidarität und die Digitalisierung werden wir richtig nutzen. So werden wir auch die nächste Krise meistern.