Je mehr sich das Grundkonzept der einschlägigen Castingshow-Schlachtschiffe abnutzt, desto dringender braucht es andere Schlagzeilen, um Aufmerksamkeit zu generieren. Etwa überdurchschnittlich prominente Jury-Mitglieder. Dementsprechend ist jetzt Xavier Naidoo DSDS-Jury-Mitglied und erfüllt Dieter Bohlen einen großen Traum. Dass der schnell wieder vorbei sein könnte, hat der Pop-Titan (wenn man ihn so nennen will) 2012 bereits erfahren müssen.

Mit der Jury-Besetzung in Castingshows ist das so eine Sache: Als vor 18 Jahren mit Popstars diese TV-Ära begann, ging es tatsächlich noch um so etwas wie Expertise. Dass das nicht der verkehrteste Ansatz ist, beweist The Voice of Germany, wo es ziemlich konsequent gelingt, Coaches aufzubieten, die gleichermaßen populär wie mit Fachwissen gesegnet sind. Aber diese Show verfolgt ja ohnehin einen vergleichsweise qualitativ orientierten Ansatz.

Oberflächliches Amüsieren bei DSDS

Bei den Bohlen-Babies Deutschland sucht den Superstar und Das Supertalent geht es hingegen um oberflächliches Amüsieren und um Schlagzeilen. Und da die Zielgruppe in Sachen bizarrer Kandidaten schon ziemlich abgestumpft ist, braucht es eben auf der anderen Seite des Jury-Pults Hingucker. Dass man da mit Sternchen wie Silvie Meis oder Lena Gercke, die ihr Gesicht sowieso in jede Kamera halten, der nicht schnell genug der Stecker gezogen wird, nicht weit kommt, liegt auf der Hand.

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Also zieht Bohlen von Zeit zu Zeit alle Register, um den Boulevard auf seine Shows aufmerksam zu machen: Die Kaulitz-Brüder etwa waren 2013 der erste vermeintliche Coup. Wer allerdings nicht auf das Format angewiesen ist, um öffentlich präsent zu sein, lässt es bei nächster Gelegenheit wieder hinter sich. „Das war ein Ausflug, den wir nicht wiederholen”, gaben die Tokio Hotel-Twins damals zu Protokoll. Heino hingegen musste sich zwei Jahre später gar nicht äußern: Man hatte ihn wohl mit der zunehmenden Schlager-Ausrichtung von DSDS geködert. Wie er da verloren zwischen seinen Kollegen, von denen er vermutlich keinen Schimmer hatte, wer sie und warum sie hier sind, beantwortete alle nicht gestellten Fragen nach seiner Zukunft in der Jury.

Erst Gottschalk beim Supertalent — und jetzt ist Naidoo DSDS-Jury-Mitglied

Bohlens Meisterstück war bis dato, Thomas Gottschalk in die Supertalent-Jury zu locken. Wie groß muss seine Verzweiflung nach dem Aus von Wetten, dass..? gewesen sein? Diese Frage hat sich Thommy wohl im Laufe der Staffel selbst gestellt — und fand hinterher gegenüber Bild deutliche Antworten: „War es Torschlusspanik, verletzte Eitelkeit oder eine Möglichkeit, mich neu zu erfinden? Ich rede mir Letzteres ein. Also sagte ich RTL zu. […] Die Quote des Supertalents hat unter mir weniger gelitten als ich an der Sendung.”

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Jetzt wird also Xavier Naidoo DSDS-Jury-Mitglied. Er ist wegen seiner seltsamen politischen Statements in den letzten Jahren zu einem Enfant Terrible geworden, verkörpert aber dennoch einen musikalischen Superstar und stellt dementsprechend eine schlagzeilenträchtige Neuverpflichtung dar. Dieter Bohlen sagt, er habe schon seit 2013 versucht, ihn für diese Rolle zu gewinnen. Naidoo selbst bestätigt, dass man seit Jahren etwas Gemeinsames plane. Dass in all den Jahren dann nichts Gehaltvolleres herauskam, als ihn in die DSDS-Jury zu setzen, sagt schon viel aus. Vor diesem Hintergrund würde Naidoo gut daran tun, sich jetzt schon den Kopf zu zerbrechen, ob ihm für 2020 dann nicht wieder eine nachhaltigere Beschäftigung einfällt …

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