Gesundheitsrisiko im Wasser – was hilft wirklich gegen Legionellen?
Sie riechen nicht, sie schmecken nicht, und sie sitzen dort, wo niemand sie vermutet: im Leitungssystem. Legionellen gehören zu den unsichtbaren Gesundheitsrisiken des Alltags – besonders in Gebäuden, in denen Warmwasser nicht regelmäßig genutzt oder auf konstant hoher Temperatur gehalten wird. Der gefährliche Teil? Inhalieren statt trinken. Denn die Keime verbreiten sich vor allem über feinste Wassertröpfchen – etwa beim Duschen oder Händewaschen. Wer sich infiziert, spürt das nicht sofort. Doch die Folgen können massiv sein: Atemwegserkrankungen, Lungenentzündung, im Extremfall sogar tödliche Verläufe.
Was Legionellen sind – und warum sie gerade jetzt ein Problem sind
Die Bakterienart Legionella pneumophila fühlt sich dort wohl, wo Wasser stagniert – bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad, vor allem in Rohren, die selten durchflossen werden. Immer häufiger trifft das auf moderne Wohnsituationen zu: Gäste-WCs, leerstehende Wohnungen, Homeoffice-Zeiten mit verändertem Verbrauch, Ferienimmobilien. Hinzu kommt, dass viele Warmwasseranlagen aus Energieeffizienzgründen nicht durchgehend hohe Temperaturen halten. Klingt nachhaltig – öffnet aber ein Risiko.
Die Kombination aus technischen Schwächen und verändertem Verhalten begünstigt das Wachstum der Bakterien. Einmal etabliert, wird es kompliziert. Denn herkömmliche Reinigungsmethoden stoßen an Grenzen. Und nicht jedes System lässt sich einfach „durchspülen“.
Heißwasser allein reicht nicht – warum alte Empfehlungen nicht mehr genügen
Lange Zeit galt: Wer regelmäßig heißes Wasser durch die Leitungen schickt, beugt ausreichend vor. Die Realität ist komplexer. Legionellen überleben auch Temperaturen über 50 Grad, wenn sie sich bereits biofilmartig in Rohrsystemen festgesetzt haben. Einzelne Spülvorgänge erreichen häufig nicht alle Stellen – vor allem nicht bei verzweigten Installationen oder in Altbauten mit ungenutzten Leitungsabschnitten.
Ein weiteres Problem: Das kritische Temperaturfenster kann durch Schichtenspeicher, Zirkulationsprobleme oder schlecht regulierte Thermostatventile im Alltag unbemerkt entstehen. Das Wasser ist am Hahn warm – aber das Rohrsystem darunter ein idealer Nährboden.
In immer mehr Haushalten kommen deshalb gezielt technische Schutzlösungen zum Einsatz – etwa ein Untertisch-Wasserfilter für die Küche, der direkt am sensiblen Zapfpunkt ansetzt. Dort, wo Aerosole entstehen, blockieren spezielle Filtersysteme zuverlässig die Keime – ohne das gesamte System umbauen zu müssen.
Technische Möglichkeiten: Filter, Temperaturkontrolle, regelmäßige Spülung
Die wirksamsten Schutzstrategien gegen Legionellen kombinieren mehrere Elemente. Zentrale Anlagen in Mehrfamilienhäusern müssen dauerhaft über 60 Grad bereitstellen – was regelmäßig kontrolliert und dokumentiert werden sollte. Doch auch innerhalb einzelner Wohnungen oder Häuser braucht es gezielte Maßnahmen.
Filterlösungen, etwa an Duschen oder Wasserhähnen, wirken direkt am Punkt des Austritts. Hochwertige Systeme setzen auf Mikro- oder Ultrafiltration, die auch kleinste Partikel physikalisch zurückhält. Wichtig ist hier die Wartung: Je nach Modell müssen Filter regelmäßig gewechselt oder gespült werden.
Durchflussoptimierung verhindert kritische Stagnation. Automatische Spülsysteme oder smarte Steuerungen sorgen dafür, dass Leitungen in Küche und Bad regelmäßig „bewegt“ werden – auch in selten genutzten Bereichen.
Ergänzend helfen Temperatur-Logging-Systeme, die Temperaturverläufe über Tage oder Wochen dokumentieren. So lassen sich Schwachstellen erkennen, bevor sie hygienisch relevant werden.
Wer verantwortlich ist – und was Bewohner:innen selbst tun können
Zuständig für die technische Wasserqualität ist in erster Linie der Betreiber – also Hausverwaltung oder Eigentümer:in. In Mietobjekten mit zentraler Warmwasserversorgung gilt die Trinkwasserverordnung, die ab bestimmten Größenordnungen eine regelmäßige Prüfung auf Legionellen vorschreibt.
Doch auch im privaten Haushalt lässt sich Verantwortung nicht ganz delegieren. Wer weiß, dass bestimmte Leitungen lange stillstehen, sollte aktiv werden – durch gezielte Spülung, Installation eines Filters oder zumindest regelmäßige Kontrolle.
Kritisch wird es bei Neubauten mit komplexer Verrohrung oder in sanierten Altbauten mit Restleitungen. Hier hilft es, beim Bau oder Umbau auf durchdachte Installationsführung zu achten – und notfalls Fachleute zur Beurteilung einzubeziehen.
Fazit: Prävention braucht Technik – und ein realistisches Verständnis der Gefahr
Legionellen sind kein Randthema. Und auch keine Episode, die sich mit einmal heißem Wasser erledigen lässt. Sie sind ein strukturelles Problem moderner Wasserinfrastruktur – begünstigt durch Komfortansprüche, Energiesparen und unregelmäßige Nutzung.
Wer Risiken minimieren will, braucht kein Spezialwissen – aber ein realistisches Bild der Zusammenhänge. Und die Bereitschaft, Schutz dort zu installieren, wo er am meisten bringt: direkt am Punkt, an dem Wasser zum Aerosol wird.
Technische Lösungen wie punktuelle Untertisch-Wasserfilter, automatisierte Spülsysteme oder Temperaturkontrollen setzen genau dort an. Sie ersetzen nicht die Verantwortung des Systems – aber sie machen das eigene Umfeld sicherer und schützen die Gesundheit. Und das, ohne den Alltag zu verkomplizieren.