Das Smartphone weiß und kann alles. Eine Welt ohne ist kaum noch denkbar, oder? Ich habe meines neulich zu Hause vergessen und war überrascht, wie sehr ich es vermeintlich brauchte, aber gleichzeitig auch wieder nicht darauf angewiesen war. Ein Plädoyer für weniger Handynutzung im Alltag.

Manchmal ist es vielleicht nur aus Gewohnheit oder auch Langeweile, dass wir auf unser Handy schauen. Nur mal sehen, ob es etwas Neues gibt. Im Schnitt schauen wir so etwa 88 Mal am Tag auf das Ding. Wenn man überlegt, dass es eigentlich nur mal zwischen zwei Arbeitsschritten, in der Mittagspause oder am Feierabend ist, ist das schon erschreckend viel.

Das Smartphone beiseite legen?

Sollten wir uns da nicht ein wenig konditionieren und das Handy mal beiseitelegen und die realen Kontakte pflegen anstatt Likes bei Instagram zu verteilen? Zumal das blaue Licht des Smartphone nicht gesund ist – gerade am Abend.

Mir ist es neulich passiert, dass ich mein Handy auf dem Küchentisch vergessen habe. Ich war mit meinem Besuch unterwegs in die Stadt, als es mir unten an der Haustür aufgefallen ist. Nochmal drei Stockwerke hoch? Dafür war ich dann schlicht und ergreifend zu faul. Was soll’s, dachte ich mir. So lange bin ich eh nicht weg. Los geht’s. Tja, was der Handy-Wegfall dann mit mir anstellte, habe ich nicht erwartet.

Wie „sehr“ ich ein Handy brauche

Auf der Suche nach einem Café ging es los. „Moment, ich schau mal eben bei Google Maps“ – Mist, Handy nicht dabei. Meine Freundin musste aushelfen. Kurz zuvor war ich verreist, ich erzählte ihr davon und wollte ihr ein Bild zeigen. Es war ja so toll da. Mist, Handy nicht dabei. Eine Erinnerung machen, was ich noch einkaufen wollte? Mist, Handy nicht dabei.

Foto: Unsplash/Becca Tapert

Und immer diese Geste: Ich greife in die Tasche, in der ich mein Telefon vermute, um im nächsten Moment stehen zu bleiben und zu seufzen, weil ich zu faul war, die Treppen hochzugehen, um den Alleskönner zu holen.

Handy ist kein Muss

„Aber ist das nicht bescheuert“, sag’ ich zu meiner Freundin, „wie sehr ich darauf angewiesen bin?“ Das ist freilich übertrieben – darauf angewiesen bin ich nicht wirklich. Den Weg zum Café hätte ich erfragen, die Bilder einfach daheim präsentieren und die Einkaufsliste einfach mal merken können, Gehirnjogging nannte sich das in den Nuller-Jahren.

Der Blick aufs Handy zu Hause war dann Erleichterung und Ernüchterung gleichermaßen. Ich habe nichts verpasst und angerufen hatte mich in den eineinhalb Stunden auch niemand. Obwohl ich bei unserem Bummel ständig mein Handy hab klingeln hören – Phantomschmerz lässt grüßen.

Lass dein Smartphone öfter mal liegen

Vielleicht sollte ich einfach häufiger das Telefon absichtlich daheim lassen oder mal am Abend ausschalten. Die Ruhe genießen, auf sich selbst konzentrieren und den Tag nicht von dem kleinen Mini-Computer bestimmen lassen. In der Bahn ein Buch lesen, anstatt das nächste Level von Candy Crush zu erreichen oder die Ohrstöpsel rausnehmen und das Umfeld belauschen.

Denn abhängig wollte ich mich eigentlich nicht machen – tja, ist wohl zu spät. Aber ein Versuch ist es wert.

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