Als meine Augen brannten, wurde mir klar, dass die Polizei nun nach zwei Stunden kompletter Anarchie, die Schanze mit Wasserwerfern und Tränengas zu räumen versucht. Nur in wenigen Sekunden rannten die Massen in alle Richtungen und verdeckten mit T‑Shirts und Schals ihre Gesichter, um besser atmen zu können. Seit über 24 Stunden hört man die Sirenen in Hamburg — fast ununterbrochen. Mein persönlicher G20-Kommentar.
G20-Kommentar: Ich wohne hier!
Ich habe mich auf die Straße begeben, da der Live-Stream zwar zeigen konnte, was genau in der Schanze passiert, aber man erst am Ort des Geschehens die Stimmung und die Gefühle wirklich wahrnehmen konnte. Während K.I.Z. auf dem Splash Festival, zur Unterhaltung der Massen, ihren Song „Hurra, die Welt geht unter“ singen, herrscht parallel erschreckende Untergangsstimmung in Hamburgs Zentrum. Eine Gewaltwelle folgte der nächsten und man spürte schon am Vormittag, dass die brennenden Autos am Morgen nur erst der Anfang dieser Brutalität waren.
Einige Gruppen waren im Freitag-Abend-Modus an der Bar, andere hatten ein klares Ziel: Zerstörung. Eine Masse, die nicht undefinierter hätte sein können. Als gäbe es weder Schwer- noch Ziehkraft. Wenn so viele unterschiedliche Bestrebungen sich zu einer Masse formen, kann es nur noch zur Eskalation kommen. Selbst wenn es den sogenannten offiziellen Feind, also die Polizei, nicht gegeben hätte, wäre schnell etwas anderes zur Zielscheibe erklärt worden.
Als Hamburger hat man schon die eine oder andere Demonstration erlebt, die mit Zerstörung und Gewalt endete. Jedoch waren diese Momente fast schon ein Friedensmarsch, im Vergleich zu den heutigen Ausschreitungen. Supermärkte und einzelne Geschäfte wurden komplett geplündert. Autos, Mülltonnen, Fahrräder und anderes fremdes Eigentum wurde angezündet.
Hamburg, wie konnte das nur passieren?
Während Olaf, Angie, Donald und die restliche Gang in der Elbphilharmonie zur klassischen Musik das Geschehen draußen verdrängten, hat die Exekutive keinen Halt mehr. Sogar Sanitäter wurden von der Polizei brutal zur Seite geschubst. Ein Tag zuvor war Hamburg eine Geisterstadt — also war das wirklich nur die Ruhe vor dem Sturm.
Wo habt ihr euch eigentlich als Hamburger während der Ausschreitungen und Demonstrationen aufgehalten?