Das Nachbarland Österreich hat viele spannende und bekannte Bands und Künstler:innen hervorgebracht, darunter Falco, Bilderbuch oder Wanda. Doch auch die Schweiz hat musikalisch einiges zu bieten und das auch im Bereich Indie. Diese drei unterschätzten Indie-Bands aus der Schweiz bleiben bei vielen möglicherweise unter dem Radar, aber sind definitiv hörenswert.
Panda Lux – Progressiver Pop mit Tristesse
Das Quartett beeindruckt mit experimentellem Pop und vielseitigem Sound. Die Stimmung ist sehr melancholisch, teilweise schon fast etwas depressiv. Mit “Blumen” oder “Fahrschein ins Glück” wird man so in eine Spirale der Nachdenklichkeit hineingezogen, aus der einen jedoch die Gute-Laune-Songs, wie "Karambolage", wieder herausholen.
Manchmal haben die Lieder von Panda Lux ein wenig Singer-Songwriter-Vibes à la Faber, wobei sie aber trotzdem ihren markanten Stil beibehalten. Elektronische Sounds vermischen sich hier mit akustischen Instrumenten. Dabei klingt die Musik mal sehr poppig, mal etwas nach Jazz, mal sind orientalisch angehauchte Einflüsse zu hören. Insgesamt machen sie innovativen Pop, bei dem die vier Multiinstrumentalisten ihr Können unter Beweis stellen.
Dazu singt Silvan Kuntz über Vergänglichkeit, Selbstfindung, Zurückgezogenheit und Überforderung. Es geht um die Gedanken im Alltag, um das Leben und seine Bedeutungen.
Jeans For Jesus - Mundart zu Electropop
Während man bei Panda Lux keinen Dialekt hört, ist das bei Jeans For Jesus anders. Die fünfköpfige Band aus Bern hat beschlossen, ihre Texte in ihrer lokalen Mundart zu singen, aber dabei international zu klingen. So entsteht ihr besonderer Sound: Dieser ist sehr elektronisch geprägt, hat eingängige Melodien und Autotune als Stilmittel.
Jeans For Jesus klingt auch recht melancholisch, doch mit mehr Partystimmung, was unter anderem der Sommerhit “Estavayeah” zeigt. Die Songs sind nachdenklich, laden zum Sinnieren ein, passen jedoch ebenso gut in den Club. In den Texten geht es um Zwischenmenschliches, aber auch an Gesellschaftskritik fehlt es hier nicht.
Die Band holt sich auch gerne Unterstützung von anderen Schweizer Künstler:innen, wie Steiner & Madlaina für “2000 etc.” oder Stephan Eicher für “1900 quelquechose”. Letzterer hatte bereits in den 80ern mit seiner Band Grauzone seinen Durchbruch und entwickelte sich schließlich zu so etwas wie einer nationalen Legende.
Klaus Johann Grobe - Krautrock in der Disco
Ebenso einen sehr elektronischen Sound, doch mehr Richtung Retro hat auch Klaus Johann Grobe. Hinter diesem Fantasienamen verbirgt sich das Duo aus den Musikern Sevi Landolt und Daniel Bachmann. Die beiden kreieren feinsten Indietronic, der ein bisschen an Metronomy, Tame Impala oder Ariel Pink erinnert – nur eben auf Deutsch.
Entspannt und gleichzeitig funky zieht die Band aus Zürich und Basel die Hörer:innen schnell in ihren Bann. Während sie sich am Anfang ihrer Karriere eher am Rock der 60er/ 70er Jahre orientierten, entwickelten sie mit der Zeit einen markanten, von Vintage Synthesizern geprägten Disco-Sound. Ausschweifende Melodien auf sphärischen Synthie-Klangwänden wirken fast schon hypnotisch und die Basslines bringen den Groove – so beispielsweise in “Discogedanken”.
Berauscht von dieser Klangwelt wundert es auch niemanden, wenn auch mal Flöten oder ein Saxofon-Solo, wie in “Downtown” auftauchen. Bei Klaus Johann Grobe lohnt es sich aber ebenfalls, genauer hinzuhören und sich auf die ironischen, absurden sowie sentimentalen Texte einzulassen.
Die Schweiz beeindruckt also nicht nur mit Bergen, Schokolade und Käse. Es gibt hier auch aufregende Musik zu entdecken. Außerdem kann es schnell passieren, dass man vergisst, dass die Schweiz ein mehrsprachiges Land ist. Dabei gibt es hier auch (unter anderem) auf Französisch sehr spannende Musik, wobei neben Stephan Eicher etwa die Electropop-Künstlerin Vendredi Sur Mer zu erwähnen ist. Ein musikalischer Besuch in das Alpenland lohnt sich also auf jeden Fall!