Burnout kennt heutzutage jeder: Man ist überfordert in seinem Job, Druck, Erwartungen und Terminstress lassen den Körper und die Seele regelrecht ausbrennen — eine ernstzunehmende Erkrankung, an deren Ende Depressionen und der Zusammenbruch des geregelten Lebens weit über die Arbeit hinaus stehen können. Aber auch das genaue Gegenteil kann, so süffisant es auf den ersten Blick auch wirken mag, die gleichen dramatischen Folgen haben: das Boreout-Syndrom.
Es leitet sich von dem englischen Wort für Langeweile ab und bezieht sich letztlich auch genau darauf. Okay, dass der Job mal öde ist und man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass man mit seiner Zeit gerade etwas Besseres anstellen könnte, als im Büro zu sitzen, kennt wohl jeder. Wenn man bei seiner Tätigkeit aber permanent unterfordert ist und sich das Gefühl der weitgehenden Sinnlosigkeit des eigenen Schaffens breit macht, kann man schnell in einen krankmachenden Strudel geraten, der in seiner Dramatik für die Betroffenen dem Burnout in nichts nachsteht. Gerade angesichts der jüngst durch die Presse gegangenen Meldungen von einer hohen Azubi-Abbrecherquote sollte man das Phänomen nicht unter den Tisch kehren — nicht wenige Auszubildende klagen nämlich darüber, dass sie eher für Hilfsarbeiten ausgenutzt als ernsthaft ausgebildet werden.
Boreout-Syndrom — mehr als gepflegte Langeweile
Die Symptome der vom Boreout-Syndrom Betroffenen ähneln stark denen von Burnout-Patienten: Depressionen, Antriebslosigkeit, Schlafschwierigkeiten, verstärkte Krankheitsanfälligkeit, Kopfschmerzen und dergleichen. Dementsprechend gleicht auch der Umgang mit den Auswirkungen denen des überforderungsbedingten Ausgebranntseins.
Umso wichtiger ist es, sich mit den Arbeitsbedingungen, die zu diesem Phänomen führen können, auseinanderzusetzen: Einerseits sind vor allem Menschen betroffen, die einen Job ausüben, der ihrer Qualifikation und/oder ihrem eigenen Anspruch an die Tätigkeit nicht gerecht werden: Wer seine Stelle mit Ehrgeiz und Visionen antritt, am Ende aber nur Akten verwaltet und eintönige Aufgaben erledigt, die zu keinem für den Ausführenden nachvollziehbaren Ergebnis führen, ist fast schon prädestiniert für das Boreout-Syndrom. Und selbst wenn man etwas macht, was vom Prinzip her etwas fordernder ist: Sind die Vorgänge über Jahre Tag für Tag genau die gleichen, ist es kaum möglich, die Motivation und damit die Befriedigung aufrecht zu erhalten.
Auf der anderen Seite ist man naheliegenderweise auch bei Arbeitslosigkeit — insbesondere über lange Zeiträume — dem Risiko ausgesetzt, an der Eintönigkeit und der fehlenden Herausforderung im Leben zu verzweifeln. Ein echter Teufelskreis, denn je mehr einem das Nichtstun zu schaffen macht, umso schwieriger wird es, sich selbst zu neuen Aufgaben zu motivieren und auch potenzielle Arbeitgeber von seinen Qualitäten zu überzeugen. Das mag zunächst nach einem Widerspruch klingen, könnte man doch meinen, dass die Aussicht auf eine Tätigkeit in dieser Situation das beste Seelenfutter sei. Wenn man aber erst einmal in dem Krankheitsbild aus Depressionen und körperlichen Beschwerden gefangen ist, ist der Weg zurück ins Leben längst nicht mehr ohne professionelle Hilfe möglich, egal, wie nah er auch scheint. Zumal man gerade in dieser Situation mit irgendeinem Job, der den persönlichen Ansprüchen nicht oder nur wenig gerecht wird, unter Umständen ohnehin nur Not gegen Elend tauscht …
Hinterfragen und rechtzeitig gegenlenken
Natürlich ist es leichter gesagt als getan, eine Arbeit zu finden, die einen nicht nur Zeit kostet und Geld auf das Konto bringt. Aber wenn man das Gefühl hat, dass die Langeweile bei der Arbeit (oder eben ohne eine Arbeit) etwas Schwerwiegenderes ist, als nur eine — vielleicht sogar willkommene - Erholungsphase neben den offiziellen Pausen, sollte man in sich gehen und seine Situation hinterfragen, bevor das ganze Leben aus den Fugen gerät!