Es ist der letzte Song der Beatles: mithilfe von künstlicher Intelligenz hat die Band nach mehr als 50 Jahren nach ihrer Trennung im November 2023 die Single „Now and Then“ veröffentlicht. Während die Beatles auf bereits bestehendes Material von John Lennon zurückgreifen und mit der KI fehlende Stellen im Song optimieren, gibt es heutzutage komplett von der KI komponierte Musik. Doch wollen wir das?

„Now and Then“ stammt aus John Lennons Feder. Aufnahmen mit seinem Gesang und Klavier auf einem Kassettentape aus den späten 1970er-Jahren hat Joko Ono nach seinem Tod an die drei verbliebenden Bandmitglieder übergeben. 2022 hat es die Technik dann möglich gemacht, Gesang und Stimme zu trennen. Entstanden ist ein neuer Hit der Beatles und das, obwohl gar nicht alle Mitglieder der Band mehr am Leben sind. 

The Beatles „Now and Then“: Wie KI John Lennon ins Leben zurückholte
KI rekonstruiert John Lennons Stimme für The Beatles „Now and Then“. Ein Meisterwerk oder zu weit gegangen? Urteile selbst.

KI komponiert Musik: Darf sie das überhaupt?

Aktuell wird das Thema besonders in Bezug auf Lizenzen und Urheberrechtsverletzungen heiß diskutiert. Musikschaffende sind hin- und hergerissen über den Einsatz von künstlicher Intelligenz: einerseits ist es ein Fortschritt mit neuen technischen Möglichkeiten wie bei den Beatles, andererseits könnten sie durch KI alles verlieren. Denn die künstliche Intelligenz schreibt Songs, ersetzt Stimmen und landet virale Hits. 

Wie bei dem Album „The Lost Tapes“, das im Frühjahr 2023 erschienen ist und acht Tracks von Oasis beinhaltet, die zwischen 1995 und 1997 entstanden sein sollen. Nur, dass es gar nicht von der Band selbst veröffentlicht wurde, sondern von der britischen Band Breezer eingesungen und eingespielt wurde. Die Stimme von Frontmann Liam Gallagher wurde dank KI geklont. Auch der Hip-Hop-Track „Heart on my Sleeve“ im Stil von Drake und The Weeknd wurde mit der KI-Stimme erstellt. Er ging auf Spotify mit 600.000 Streams viral, bis das Label der Weltstars wegen Urheberrecht Einspruch erhoben hat. 

Von Lizenzen und Urheberrecht

KI Musik ist nicht unbedingt lizenzfrei, über entsprechende Regelungen und Gesetzesentwürfe wird in der Politik gerade diskutiert. Viele Musiker:innen fühlen sich um ihr Recht betrogen. Programme, die Musik mit KI produzieren, greifen auf das zurück, was in die KI eingespeist wurde. Und das auch wohl unerlaubt. Normalerweise würden Songwriter:innen für jede Wiederholung ihrer Stücke über die GEMA Geld bekommen. So aber gehen sie komplett leer aus, denn die KI vermengt verschiedene Stile. Aber warum kann sie das überhaupt? Eben, weil sie mit bestehenden Kompositionen und Musikstilen gefüttert und trainiert wurde.

Das ist einer der Gründe, warum sich die GEMA gemeinsam mit anderen Verwertungs- und Urheberrechtsgesellschaften weltweit zusammen geschlossen hat, um die KI-Giganten wie Google oder OpenAI zu Entschädigungszahlungen zu bewegen. Es sollen Lösungen für z. B. Pauschalzahlungen für die zukünftige Nutzung der eingespielten Musik gefunden werden.

And the Grammy goes to …

Auch die Recording Academy teilte im letzten Jahr mit, dass sie für die Verleihung der Grammys neue Regeln einführt. Da KI in der Popmusik immer häufiger genutzt wird, steht nun fest: Den begehrtesten Musikpreis der Branche gibt’s nur, wer als menschlicher Schöpfer einen bedeutsamen Anteil an Text und Musik hat – KI-Elemente sind aber dennoch erlaubt. 

KI Musik als Chance

Schon lange nutzt die Musikbranche neue Technologien, um Töne, Klänge oder Geräusche zu produzieren und zu arrangieren. Synthesizer und Autotune werden bereits wie selbstverständlich eingesetzt. Ob es in ein paar Jahren mit der fortgeschrittenen KI genauso wird?

KI wird oft als Tribute eingesetzt, vor allem, um verstorbene Künstler:innen zu ehren. 2021 wurde so nicht nur Nirvana mit Kurt Cubains unverkennbarer Stimme im Rahmen des Projekts „Lost Tapes of 27 Club“ wieder zum Leben erweckt. Auch andere Angehörige des Club 27, wie Amy Winehouse und Jimi Hendrix, waren in den von KI produzierten Tracks zu hören.

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Dabei ging es gar nicht um die künstliche Intelligenz, sondern um einen sehr ernsten Hintergrund: Die Organisation wollte damit das Bewusstsein für psychische Erkrankungen, speziell in der Musikszene, stärken.

Auch die kanadische Sängerin Sarah Grimes hat KI als neues Geschäftsmodell für sich entdeckt: Sie stellt ihre Stimme für KI-Produktionen zur Verfügung. Dafür wird dann der Gewinn auch geteilt.

Wie kreativ ist die KI?

Berufsmusiker:innen fühlen sich von der KI bedroht und gleichzeitig betrogen. Denn, wenn jeder ganz einfach innerhalb weniger Sekunden am Laptop mit sogar teils kostenfreien Programmen Songs mithilfe der KI erstellen kann, wofür braucht es noch Songwriter:innen? Während in der Musikbranche Befürchtungen in dieser Richtung immer lauter werden, gibt es wiederum Stimmen, die sagen: Die KI kann Kompositionen auch nur reproduzieren. Sie erschafft nicht selbst, denn sie greift ja auf die Musik zurück, die bereits komponiert wurde. Damit befindet sie sich immer nur im Mittelmaß.

Die KI ist nicht herausragend – nicht so wie viele „menschliche“ Musiker:innen. Und wahrscheinlich ist es auch genau das, was fehlt: das menschliche Sahnehäubchen in jedem Song. Die Extra-Note, die die Musik zu etwas besonderen macht. Zum kreativen Einzelstück.

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