Sich den Frust abschütteln, die Energie des DJ-Sets aufnehmen und die ganze Nacht in völliger Ekstase durchtanzen. Und das zu immer schnelleren und härteren Beats per Minute. In Europa und insbesondere in der Elektro-Hochburg Berlin wird dieser Trend von Tanzwütigen in den Clubs bis zum Morgengrauen gefeiert. 

Für Fans von elektronischer Musik ist es längst nichts Neues: während 2016 die Beats per Minute noch bei 129 lagen, sind es jetzt über 145 Beats per Minute. Die Sets der DJs Héctor Oaks und der Ukrainerin Daria Kolosova sind genau dafür bekannt. Und die Clubszene feiert es. Auf dem Dancefloor wird mit gesteigertem Tempo der Frust der letzten Jahre und der aktuelle Weltschmerz weggetanzt.

Härterer Sound und Trance

Es ist ein Trend, der nicht erst seit dem letzten Jahr oder gar komplett der Corona-Pandemie zuzuschreiben ist. Bereits 2019 wurden die Tracks immer schneller. Corona hat den Trend noch weiter verstärkt und zum Höhepunkt gebracht. Als die Clubs mit den gelockerten Auflagen wieder öffnen konnten, war klar: Der komplette Stress, die Quarantäne zu Hause und das nicht feiern dürfen, wird direkt auf dem Dancefloor weggetanzt. Mit viel Energie und Ekstase. 

Gleichzeitig wird der Sound härter, Trance entwickelt sich seit 2022 zu dem dominierenden Genre neben Techno quer durch die Tracks. Beeinflusst hat diese Entwicklung die App TikTok. Viele Musikfans und Feierwütige in den Clubs haben während des Corona-Lockdowns Techno-Versionen von Popsongs bei Social Media gehört. Jetzt wollen sie auch darauf abtanzen. Die Frage ist nur, wie lange es dauert, bis sich auch dieser Geschmack wieder ändert. 

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Kürzere Tracks und schnellere Beats per Minute

Feststellen lässt sich auch: In den vergangenen Jahren sind die Tracks immer kürzer geworden. Streaminganbieter wie Spotify & Co. belohnen in ihrem Algorithmus kürzere Songs. Produzent:innen reagieren darauf und tun es damit anderen Musikgenres gleich. Während des Lockdowns waren Online-DJ-Streams beliebt. Sie waren meist kürzer als normale Club-Sets, so dass die DJs gezwungen waren, in kürzerer Zeit so viel Energie und Beats wie möglich in die Musik zu stecken. Ein Trend, der sich auch weiterhin fortsetzt und ganz im Zeichen unserer schnelllebigen Zeit steht. 

#clubszene und bis zu 170 Beats per Minute

Die schottische Musikerin Thalia Simumba, auch als TAAHLIAH bekannt, gehört zu den DJs, die mit Online-Videos aufgewachsen ist. Ihr Sound hat sich weitgehend isoliert von der Tanzfläche entwickelt. Ihre Fangemeinde vergrößerte sich während Corona durch ihre poppigen Sets, die sich oft bei 170 Beats per Minute gipfeln. Ein Grund dafür ist auch wieder Social Media. TikTok konzentriert sich auf schnelle Clips und hat eine große Nutzerbasis von Techno-Fans. Und die wollen nun mal schnelle Musik.

Seitdem die Kurzvideos durch Apps wie TikTok und Instagram über die Handys swipen, berichten Nachtschwärmer über Social Media von ihren Partys. Und das ist natürlich am eindrucksvollsten, je schneller die Beats sind und die Menge der Tanzwütigen sich mitbewegt. Dieses Phänomen wird auch „Ravetok“ genannt. 

Aufbruchstimmung auf dem Dance-Floor

Aber nicht nur Corona beschäftigte die Menschen. Das Weltgeschehen scheint den Dancefloor mitzubeeinflussen. Je größer die Sorgen auf der Welt werden, umso härter, schneller und euphorischer wird auf den Dancefloors dieser Welt gefeiert. Es herrscht Aufbruchstimmung. Und die Beats geben genau das wieder.

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